Neue Demokratie im Netz?

Ausgabe: 2011 | 1

In der überarbeiteten Fassung seiner Dissertation, die J. F. Schrape 2009 unter dem Titel „Wirklichkeitschancen alternativer Realitätsentwürfe in der europäischen Netzwerkgesellschaft - Eine Kritik der Utopien der Informationsgesellschaft aus erweiterter systemtheoretischer Sicht“ an der Universität Regensburg vorgelegt hat, geht er davon aus, dass die Massenmedien in Deutschland ihre Bedeutung auch in Zukunft nicht einbüßen werden. Sehr wohl räumt Schrape – er betreibt den Blog www.gedankenstrich.org – aber ein, dass eine Einflussnahme von Online-Themen auf die massenmediale Berichterstattung stattfindet. „Demokratie im Netz“ fungiere als Gradmesser der Durchlässigkeit von innovativen Themen von „unten nach oben“ bzw. steht für die Dezentralisierung von Medienmacht.

 

Vor dem Hintergrund der Geschichte der Medien zeigt der Autor, dass sowohl Buchdruck als auch Hörfunk und Fernsehen ebenso wie später das Internet spezifische Entwicklungen eingeleitet haben und zu entsprechenden Nutzungsformen (s. Musikindustrie) führen. Schrape sieht die Vormachtstellung der Massenmedien hinsichtlich ihrer komplexitätsreduzierenden Funktion und in ihrer Rolle als zentrale Schaltstelle der Informationsvermittlung keineswegs gefährdet.

 

Meines Erachtens unterschätzt der Autor die Partizipationsmöglichkeiten der Neuen Medien bei weitem, wie dies auch Stefan Anderssohn in seiner Rezension auf www.socialnet.de (Rezension vom 17.12.2010) fundiert begründet.

 

Schrape, Jan-Felix: Neue Demokratie im Netz? Eine Kritik an den Visionen der Informationsgesellschaft. Transcript-Verl. 2010. 248 S., € 27,80 [D], 28,60 [A], sFr 49,90

 

ISBN 978-3-8376-1533-3