Der Klügere gibt nicht nach

Ausgabe: 1991 | 4

Nicht weniger als unsere Denkgewohnheiten über Bord zu werfen, uns von den Gesetzen der traditionellen Logik zu verabschieden fordert de Bono in diesem streitbaren Buch, das sich von den Gepflogenheiten wissenschaftlicher Argumentation absetzt, und sie zugleich als untaugliche Mittel der Problemlösung entlarvt: Nicht Spekulation, sondern die in groben Zügen vorliegende Einsicht in die selbstorganisierende musterbildende Funktion des Gehirns weist auf die Untauglichkeit nur argumentativen und kritischen Denkens hin, das der Autor als .Tischplatten oder Gesteinslogik" bezeichnet. Die Praxis abendländischen Denkens, in der Dichotomien wie "richtig" "falsch", "entweder" - "oder" von zentraler Bedeutung sind, lässt Ambivalenzen (sowohl- als auch) ausser Betracht - und verstößt damit gegen die Struktur unserer Wahrnehmung. An die Stelle der "Gesteinslogik", als deren wichtigste Ursache eine "Enzyklopädie der Unwissenheit" namens Sprache auszumachen ist, setzt de Bono auf konstruktives, von "Operabilität" und "Design" geprägtes Denken. Die Grundsätze einer solchen wahrnehmungs- und systemadäquaten "Wasserlogik" sind nach Ansicht des Verfassers erlernbar. Die kaum zu widerlegende Einsicht, dass wir zwar Wissenschaft und Technik vorangetrieben, zur Verbesserung sozialer, rechtlicher, im weitesten Sinne kultureller Bereiche aber sehr wenig beigetragen haben, ist ein starkes Indiz für die Notwendigkeit einer „neuen Renaissance", zu der de Bono beitragen möchte. Deren Wegbereiter ist weder die von Gewalt begleitete Revolution noch die an starre Strukturen gebundene Evolution, sondern die kreative, Denkmuster wechselnde „Provolution".

De Bono, Edward: Der Klügere gibt nicht nach. Düsseldorf (u.a.): Econ-Verl., 1991. 286S., DM 42,-/ sFr 35,601 ÖS 327,60