Wolf Lotter

Unterschiede

Ausgabe: 2022 | 4
Unterschiede

Wolf Lotter, Mitgründer und langjähriger Leitessayist des Wirtschaftsmagazins Brand eins, hat die Transformation von der Industrie- zur Wissensgesellschaft zu seinem zentralen Thema gemacht, und er kann diesen Wandel erklären wie wohl kein Zweiter. Sein neues Buch Unterschiede ist der dritte Titel einer Trilogie, in der Lotter diesen Wandel erklärt. Sein Thema: Vielfalt und Diversität.

In der Transformation von der Industrie- zur Wissensgesellschaft erlangen Unterschiede eine zentrale Rolle, so die zentrale These. Der Übergang führt, in kürzester Form zitiert, vom „Zeitalter der Einheit, Norm und kollektiven Nivellierung“ (S.15) ins „Zeitalter der Diversität und des anerkannten Unterschieds“ (S. 57). In der Einheitsgesellschaft erscheint der Unterschied als Bedrohung, so Lotter, in der Wissensgesellschaft wird er „gelebter Alltag“ (S. 28). Das verlangt eine „Kursänderung in der Einstellung zum Unterschied“ (S. 29), einen Wechsel der Denkrichtung der Unterscheidung, von einem negativen zu einer positiven, von einer exklusiven zu einer inklusiven Bestimmung: Unterscheiden wir, um etwas auszuschließen, zu trennen oder abzugrenzen, etwa das Bekannte vom Unbekannten oder die eigene kulturelle und soziale Identität von der anderer, fragt Lotter. „Oder aber unterscheiden wir, um zu erkennen, zu lernen und damit Möglichkeiten und Varianten zu respektieren?“ (S. 28) Dann nämlich wächst die Zahl der Möglichkeiten. Verstehen von Vielfalt bedeute zu „erkennen, dass unterschiedliche Fähigkeiten die Anzahl an Lösungen erhöhen“ (S. 77).  Deshalb ist die Unterscheidung für den Autor die wichtigste Kraft der Wissensgesellschaft (S. 16). Und weil Fähigkeiten immer an Menschen gebunden sind, steht im Zentrum der Transformation der Einzelne: „Jeder macht den Unterschied.“ (S. 41) Die neue Stellung des Individuums wurzelt im Wandel der Arbeit hin zur Wissensarbeit.

In seinem Buch arbeitet Lotter heraus, was diese Transformation für unterschiedliche Themenbereiche der Gesellschaft bedeutet, für das Verständnis von Gerechtigkeit, für Kritik und Wettbewerb, für die Gestaltung von Organisationen, für Unternehmensführung sowie für Bildung und die Organisation von Wissensarbeit. „Unterschiede sind Ideen sind Wissen sind Kreativität“, lautet das Credo das Autors (S. 282), der immer wieder auf die gewachsene Rolle des Einzelnen, des Individuums hinweist. Worauf es somit ankommt, das ist der „Mut zu sich selbst“ (S. 306).