Christa Slaton: Televote

Ausgabe: 1993 | 2

Der Begriff „Televote" (Fernabstimmung) wurde vom Psychologen Vincent Campbell in den frühen 70ern geprägt, um eine effektivere Art zu umschreiben, wie man Eltern und Schüler in die Entscheidungsprozesse über die Schulpolitik von San Jose/Kalifornien einbeziehen könne. Diese innovative Methode der Bürgerbeteiligung bestand unter anderem darin, daß den Wählern Fragebogen ausgehändigt wurden, die detaillierte Informationen zu den offenen Fragen (nämlich die relevanten Fakten und Pro- und Kontraargumente) enthielten und mehrere Tage Zeit einräumten, um darüber nachzudenken. Die Antworten konnten schließlich über eine „Televote Hotline" oder über Abstimmungsmaschinen eingegeben werden. Der Erfolg dieses Systems machte Forscher an der Universität Hawaii aufmerksam, die es als hervorragenden Prototyp für Verfahren und Technik einer besseren politischen Partizipation überhaupt empfanden. Slaton, Ass.Professorin für Politische Wissenschaft an der Georgia Southern University, berichtet im vorliegenden Buch über 12 Experimente (10 davon in Hawaii, je eines in Los Angeles und in Neuseeland), die ein neues Televote-Modell erprobten, das sie gemeinsam mit Ted Becker und Jim Dator (der es zu einem Teil der elektronischen Bürgerversammlung von Honolulu 1988 machte) entwickelte. Dabei verteidigt sie die Möglichkeiten von Televote vehement gegen die Kritik von Sage 1987 in dessen Buch „Teledemocracy", dem sie Fehler und falsche Darstellung vorwirft. Das Buch diskutiert zunächst die Implikationen der Quantentheorie für das politische Denken und kritisiert, daß unsere liberale Demokratie noch immer auf den überholten Anschauungen Newtons beruhe, die die Menschen atomistisch sähen und den obsoleten Begriff der „wertfreien" Wissenschaft verträten. Im weiteren wird die Geschichte wachsender Bürgerbeteiligung in den USA und das Kontinuum der Partizipation dargestellt, die sich von einer begrenzten Repräsentativdemokratie zu einem repräsentativen Partizipationssystem entwickelt, in dem die Beteiligung am politischen Prozeß der vornehmste Akt des Staatsbürgers ist. Weiters geht es um politikwissenschaftliche Theorien zur Partizipation und Praxisberichte, etwa die Delphi-Technik, das Syncon-Verfahren, das Problemlösungsmöglichkeiten-Focussing, die Computerkonferenz, Stadtfernsehen und elektronische Stadtversammlungen. Televote wird dabei nur als ein Bestandteil eines komplexen, dynamischen, interaktiven Systems gesehen, das dem Trend zur Quantenphilosophie und -politik Rechnung trägt.

Slaton, Christa: Televote - Expanding Citizen Participation in the Quantum Age. New York: Praeger 1992, 226 S., US$ 47,95