Blut für Öl. Der Kampf um die Ressourcen

Ausgabe: 1998 | 2

Der Titel mag etwas reißerisch klingen, der Inhalt des Buches ist aber gut recherchiert. Faktenreich zeigt der Umweltjournalist Hans Kronberger auf, welche militärstrategische Bedeutung dem Erdöl in den beiden Weltkriegen zukam (es ist ein lobenswertes historisches Unterfangen, Kriege auf ihre ”Energierelevanz" hin zu analysieren), welchen Einfluß der Zugang zu dieser Weltressource auf die Machtpolitik der Staaten nach 1945 hatte und - vor allem - welche Konfliktpotentiale der gegenwärtige Run auf das Erdöl in den postkommunistischen Staaten sowie in Afrika in sich birgt. Keineswegs der Nahe Osten allein, dessen konfliktreiche Geschichte der Autor in einem eigenen Abschnitt nachzeichnet, ist den Erdölkrisengebieten zuzuzählen, auch viele Staaten Afrikas und deren vorgelagerte Küsten gelten als begehrte Erdöl- und Erdgasexplorationsgebiete. Die Rohstoffvorkommen seien "fest in den Händen multinationaler Konzerne, die sich einheimische Diktatoren als Marionetten halten" (S. 87), neben Nigeria seien etwa Zaire, Kongo oder Angola,”Kuwait Afrikas", anschauliche Beispiele hierfür.

Kronberger weist nach, daß Rohstoffreichtum in Afrika in den seltensten Fällen mit Wirtschaftswachstum und Wohlstandssteigerung für die Bevölkerung zusammenfällt sondern "bestenfalls eine Erhöhung der Rüstungsqualität bringt" (S. 88), und daß die Gewinne in der Regel zwischen den internationalen Konzernen und der nationalen Herrschercliquen aufgeteilt werden. Ein Viertel der Weltölvorkommen lagern in MitteIasien. in den südlichen Nachfolgestaaten der UdSSR rund um das Kaspische Meer. Der Autor beschreibt dieses Gebiet als den mittelfristig gesehen "gefährlichsten und explosivsten Krisenherd der Welt" (S. 142).

Die unterschiedlichen Begehrlichkeiten Rußlands, Chinas und des Westens um diese Lagerstätten äußerten sich in geschürten "Bürger- und Sezessionskriegen" ebenso wie im Investitionswettbewerb um Ausbeutungsrechte und im konkurrierenden Bau von Pipelines, den "Nabelschnüren der Industriegesellschaft" (S. 142). Kronberger sieht wie Hermann Scheer, der im Vorwort des Buches auf die blinden Flecken unserer Außen- und Sicherheitspolitiker hinweist, den Ausweg aus der gegenwärtigen konfliktbeladenen Energiepolitik im Umstieg auf den "sanften Weg" der Erneuerbaren Energieträger, für den er sich seit 1996 auch als österreichischer Abgeordneter im EU-Parlament stark macht.

H.H.

Kronberger, Hans: Blut für Öl. Der Kampf um die Ressourcen. Wien: Uranus, 1998. 186 S., DM 27, - / öS 198, - / sFr 23,90