Ashley Shew

Against Technoableism

Ausgabe: 2025 | 1
Against Technoableism

Ashley Shews „Against Technoableism“ ist eine mitreißende Einführung in die Disability Studies und ein Manifest für Design Justice, also gerechte, inklusive Technologieentwicklung entlang der Bedürfnisse von Menschen. Shew schreibt an gegen „Technoableismus“ und ein diskriminierendes, kapitalistisches Tech-System, in dem nur Profite zählen und Behinderung als Problem konstruiert wird, das es mit Technologie zu „lösen“ gilt. Ganz generell, besonders im Kontext der Klimakrise gilt aber: Die Zukunft ist behindert, für Individuen und die gesamte Menschheit.

Die Trennung und Hierarchisierung von Geist und Körper werden in den Disability Studies zurückgewiesen: „Bodyminds“ produzieren verkörpertes Wissen. Shew selbst beschreibt sich als „hard-of-hearing chemobrained amputee with Crohn’s disease and tinnitus“, sie ist in der „crip community“ verankert. Mit viel Humor behandelt die Autorin in sechs kurzen, widerständigen Kapiteln eine Neuorientierung von Behinderung abseits von Ableismus. Sie analysiert stereotype Darstellungen von Menschen mit Behinderung(en) in den Medien – von „bemitleidenswerten Freaks“ bis hin zu „inspirierenden Überwinder*innen.“ Eingebettet in ihre eigene Geschichte und soziopolitischen Kontext untersucht sie Mobilitätstechnologien. Shew zeigt historische – die Nazis organisierten ihre menschenfeindliche Eugenik u. a. auch mithilfe von IBM-Lochkarten (S. 89 ff.) – und zeitgenössische Perspektiven auf Neurodiversität: Autist:innen betreiben „Masking“, „wenn sie versuchen sozialen Normen zu entsprechen, damit neurotypische Menschen sich wohlfühlen“ (S. 84). Außerdem öffnet die Autorin den Blick nach vorne in barrierefreie Zukünfte und den Weltraum.

Mit intersektionalem Blick für Mehrfachbetroffenheiten von Unterdrückungsstrukturen macht Shew nachvollziehbar, wo Ableismus für Menschen mit Behinderung(en) spürbar wird: in der Sprache, im Gesetz, in der Medizin, in so gut wie jeder Facette ihres Alltags. „Disability is a made-up category“, eine „erfundene“ Kategorie, die aber „reale Auswirkungen hat“ (S. 21). Behinderung ist Ausschluss- und Diskriminierungskategorie, aber auch eine Kategorie der „politischen Solidarität“ (S. 25) zwischen Menschen, die sich über Grenzen von Behinderung(en) hinweg vernetzen und in Koalitionen politisch aktiv werden.