Nachhaltigkeit von Zukunftswerkstätten

Ausgabe: 2009 | 3

Die vorliegende Publikation, zugleich eine im Vorjahr an der Universität Köln approbierte Dissertation, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen ist die Studie – wenn ich richtig sehe – eine der ersten akademisch anerkannten Arbeiten über die von Robert Jungk (in enger Zusammenarbeit mit Norbert Müllert) seit den 1960er-Jahren entwickelte und inzwischen unzählige Male angewandte Methode partizipativer Zukunftsplanung und –gestaltung. Ein Hinweis darauf, dass anwendungsorientierte Zukunftsgestaltung im Kontext universitärer Forschung nach wie vor ein Schattendasein fristet! (Vorliegende Befunde sind in erster Linie der „grauen Literatur“ zuzurechnen und schwer zugänglich.)

 

Umso verdienstvoller ist der vorliegende Überblick zur Theorie und Genese der Methode Zukunftswerkstatt (ZW) von 1960 – 2000. Indem Stracke-Baumann auch Differenzierungen des Konzepts (unter anderem durch R. Sellnow, U. Dauscher, A. Burow und W. Stange) referiert, stellt die Arbeit – wie N. Müllert einleitend betont – tatsächlich den „state of the art“ im Hinblick auf „Idee und Wirklichkeit“ der ZW im Kontext von Non-Profit-Organisationen dar.

 

Doch damit nicht genug: Im weiteren Verlauf thematisiert die Autorin die wohl vordringlichste Herausforderung an die Methode, die da heißt: Wie kann es gelingen, das „Feuer der Begeisterung“ am Leben zu halten – will sagen: Nachhaltigkeit zu sichern. Experteninterviews mit ModeratorInnen und AuftraggeberInnen geben diesbezüglich Auskunft. Vonseiten der TeilnehmerInnen spielen die Betroffenheit, d. h. die Dringlichkeit des/der Anliegen, der gemeinsame Kontext und die Selbsteinschätzung eine entscheidende Rolle; Auftraggeber sollten die Bereitschaft zur Veränderung, das Selbstverständnis als „Lernende Organisation“ mitbringen und daher Freiräume (an Zeit und finanziellen Ressourcen) einplanen; ModeratorInnen können v. a. mit Zustimmung und Erfolg rechnen, wenn sie neben einer „positiven Grundeinstellung“ „Flexibilität“ an den Tag legen und an der Nachtleistungsphase mitwirken (was meist an der Finanzierung scheitert). Mit gutem Grund wird u. a. auch auf den Wert einer detaillierten Vorbereitung verwiesen. In Summe: Eine solide Darstellung, primär für Insider/Experten von Belang.

 

W. Sp.

 

Stracke-Baumann, Claudia: Nachhaltigkeit von Zukunftswerkstätten. Bonn: Stiftung Mitarbeit, 2009. 309 S., € 10,- [D], 10,30 [A], sFr 17,50

 

ISBN 978-3-941143-01-02