"Entlasst euch endlich selbst in die Mündigkeit. Ihr seid alt genug. Es lohnt nicht zu schweigen. Nichts, kein Kompromiss wegen eines Passes oder der eigenen Ruhe, wegen eines Berufes, nicht des eigenen und nicht dem des Kindes, lohnt das Schweigen, denn vom Arbeiter bis zum Arzt fühlt sich niemand in dieser Gesellschaft wohl." Pünktlich zum 40. Jahrestag der Staatsgründung hatte das Neue Forum 700 hektographierte Exemplare des hier vorliegenden Buches als "Urkunde" herausgebracht. Die dem Vorwort entnommene Passage von Bärbel Bohley ist ein Appell gegen die (selbst)verordnete Sprachlosigkeit. Nicht die Gedanken der oppositionellen Prominenz um Rolf Henrich, Ralf Hirsch u.a. zeichnet denn auch dieses Buch aus. Es sind vielmehr die bedrückenden Zeugnisse der vorwiegend Namenlosen, die sich offen zu Wort melden, um Enttäuschung, Ärger und -vielfach betrogene - Erwartungen aus persönlicher Sicht zu artikulieren. Unzulängliche Wohn- und Arbeitsbedingungen, die an grauer Realität zerbrochenen Ideale einer "Sozialistischen Menschengemeinschaft" lassen neben Auszügen aus SED-Manifesten ein Stück Alltagsgeschichte entstehen, deren Kapitel erst noch zu schreiben sind. Die vereinzelt beigegebenen Muster realsozialistischer Konsumversprechung wirken in diesem Kontext pointiert ironisch. Doch "die Schar derer, die nicht mehr nur auf 'bessre Zeiten' warten wollen", wächst von Tag zu Tag. DDR: Alltagsgeschichte Demokratiebewegung: DDR
40 Jahre DDR ... und die Bürger melden sich zu Wort. Mit Beiträgen von Bärbel Bohley, Jürgen Fuchs, Katja Havemann u.a. Frankfurt. (u.a.): Büchergilde Gutenberg (u. a.). 1989. 196 S., DM 19,80/ sFr 16,80/ ÖS 154,40