Das Umwelterbe des real existierenden Sozialismus

Ausgabe: 1990 | 1

Der Umbruch in Osteuropa rückt nicht nur Fragen der politischen Zukunft in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses; auch die ökologische Situation bedarf in Anbetracht frei(er)en Informationsflusses und in Erwartung weitreichender Kooperationen der grundlegenden Neubeurteilung. Diesem Anliegen wird die jüngste Ausgabe der "Politischen Ökonomie" in überzeugender Weise gerecht. Der oben genannte, einleitende Fachbeitrag reflektiert die Umweltproblematik im Kontext des Marxismus-Leninismus, die weithin Tabu, aber kaum Gegenstand der Politik war. Die These, dass sich dies nun ändern und der Ostblock gar zum Vorreiter praktischer Ökologie werden könnte, erläutert H.-P. Dürr in einem ausführlichen Interview. Die Frage, ob Osteuropa zu eigenständiger Politik fähig oder doch nur eine Kopie des Westens sein kann, setzt die Reihe grundsätzlicher Überlegungen fort, ehe Länderberichte über die Sowjetunion, die DDR, Polen, Ungarn und die CSSR das Bild abrunden und differenzieren. Die ernüchternde Bilanz dieser Beiträge wird durch die Schilderung ermutigender Projekte und Konzepte aufgehellt. Es zeigt sich, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Schutz der Ostsee ebenso wie die bilaterale Kooperation zwischen dem Ökoinstitut Freiburg und einer Moskauer Gruppe Anlass zu Hoffnung gibt; gemeinsames Engagement für die Umwelt könnte ein solides Fundament für das Europäische Haus abgeben. 

4 Busch-Lüty, Christiane: Das Umwelterbe des real existierenden Sozialismus. In: Politische Ökologie 1990, Nr. 1, S 12-18, (Schumacher-Brief; 18)