Entwicklung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft

Ausgabe: 1994 | 4

Der Tourismus hat mit mehr als 400 Mrd. Schilling Umsatz pro Jahr eine zentrale Bedeutung für die österreichische Volkswirtschaft. Es ist deshalb naheliegend, dass in der gegenwärtigen Umbruchs- und Veränderungsphase Prognosen, Entwicklungsaspekte und Zukunftsszenarien eine immer wichtigere Rolle spielen. Egon Smeral, Tourismusexperte am Institut für Wirtschaftsforschung in Wien, hat sich erst vor vier Jahren mit dem "Tourismus 2000" (vgl. dazu PZ 3/90*357) beschäftigt, um nunmehr erneut eine Prognose vorzulegen. Vorwiegend am Beispiel Österreichs werden verschiedene Entwicklungschancen und Strategien sowie Ansatzpunkte für eine zukunftsorientierte Tourismus- und Freizeitpolitik entwickelt.

Im internationalen Vergleich stagniert der Tourismusanteil am BIP in Österreich seit 1975; auch in der Sommersaison 1993 gingen die Umsätze um 0,5% zurück. Trotz des Einbruchs - seit Anfang der 90er Jahre kommen die Auswirkungen der internationalen Rezession hinzu - bleibt Österreich das tourismusintensivste Land der Welt im internationalen Reiseverkehr mit Pro-Kopf-Einnahmen (1993) von 1.897 $ (der europäische Durchschnitt lag bei 403 $). Da hierzulande die Intensität und der Spezialisierungsgrad sehr hoch sind, rechnet Smeral für 2005 mit einer weiteren Abflachung der Wachstumskurve, hält aber trotzdem einen Zuwachs von real 3,5% pro Jahr für erreichbar, was anhaltende Marktanteilsverluste im internationalen Reiseverkehr (mit realisierbaren Zuwächsen von 4,5%) bedeutet. 

Als Megatrends für den internationalen Tourismus um die Jahrtausendwende nennt der Autor eine kräftige Nachfragesteigerung nach Kulturgütern und präventivem Gesundheitsurlaub im Sinne von "Wellness" sowie im Gourmettourismus; bei etwas abgeschwächten Zuwachsraten sieht er auch weiterhin günstige Chancen für den Wintertourismus bzw. -sport. Ähnlich wie der Hoffnungsträger Kultur werden Tagungen und Kongresse an Bedeutung gewinnen.

Damit künftig das Wachstumspotential tatsächlich ausgeschöpft werden kann, schlägt Smeral wiederum ein Bündel von Maßnahmen vor. Mögliche Entwicklungschancen sieht er in modernen Attraktionen' (Themen- und Freizeitparks, moderne Museen) und internationalen Markenveranstaltungen (einzigartige Sportereignisse, Ausstellungen, Festivals).  Dass sich die Aussagen nur geringfügig von den im Jahr 1990 erstellten Prognosen unterscheiden - allerdings mit neuerem Zahlenmaterial -, spricht nicht gerade für die Originalität des Buches.

A. A. 

Smeral, Egon: Tourismus 2005. Entwicklungsaspekte und Szenarien für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Wien: Ueberreuter, 1994. 340 S., DM 40,- / sFr34,- / öS317