Negawatt ist ein Kunstwort, das Anthony Lovins in die Energiediskussion eingeführt hat und mit dem Einspartechnologien als Gegenpol zum Megawatt, der bereitstellungsorientierten Kraftwerkstechnologie, umschrieben werden soll. Tatsächlich gleicht es auch fast schon einer Kunst, Energieversorgungsunternehmen aus jenen eingefahrenen Gleisen zu hebeln, auf denen schon jahrzehntelang mit schier unerbittlicher Wucht das wirtschaftliche Heil in steter Bereitstellung neuer Kraftwerksleistung gesucht worden ist.
Mit der Zauberformel Least-Cost-Planning (LCP) ist es zuerst in Amerika gelungen, zu hinterfragen, ob nicht zuerst die Sinnhaftigkeit der Verwendung in das Blickfeld der Planung zu rücken wäre. Und siehe da! Auch nicht verbrauchter, in immer neuen landschafts- und zukunftszehrenden E-Werken erzeugter Strom kann ökonomischen Wert erlangen. In diesem Buch wird in insgesamt zehn Beiträgen der Ansatz des LCP als unternehmerische Methode vorgestellt, breit diskutiert und auf seine Umsetzbarkeit auch bei uns durchleuchtet. Aber rasch zeigt sich, dass es eine gesellschaftspolitische Herausforderung ist, ein neues Ordnungssystem (noch dazu europaweit) festzulegen. Energiesparen, eine wahrhaft umweltschützerische Aufgabe, darf nicht rahmenlos als Verkaufsargument freigegeben werden.
Zu leicht verliert der müde gewordene und weich geklopfte Konsument einen Pawlowschen Speicheltropfen bei jeder ökoschwindelnden Erwähnung des Wortes Umweltschutz, ohne hinter die Kulissen blicken zu wollen. Least-Cost-Planning, das führen die Beiträge der Autoren deutlich vor Augen, ist ein Zukunftskonzept. das mehr ist, als einmal den Kauf eines neuen Kühlschrankes zu unterstützen.
H.H.
Negawatt. Konzepte für eine neue Energiezukunft. Hrsg v. Willy Leonhardt. Karlsruhe: C. F Müller, 7993. 7885., DM 48,- / sFr 41,-/ öS 375