Internationale Gesellschaft für Umweltschutz über Tourismus

Ausgabe: 1993 | 1

Auf der im vergangenen November durchgeführten Konferenz „Envirotour" hatte sich die Internationale Gesellschaft für Umweltschutz (IGU) zum Ziel gesetzt, die Wirkungen des Fremdenverkehrs auf die Umwelt aufzuzeigen. Der Tagungsband umfaßt die dargebotenen Vorträge in der jeweiligen Originalsprache (deutsch/englisch) und gliedert sich in zwölf Themenbereiche. Diese reichen von der Analyse möglicher Wirkungen des Tourismus auf die Umwelt bis zu den Fragen des Fremdenverkehrs in Nationalparks, aufgezeigt an Projekten in der ganzen Welt. Bereits 1989 schrieb der österreichische Fremdenverkehrstag "Leitlinien der Fremdenverkehrspolitik 2000" nieder. Darin wird eine kritische Prüfung und Selbstbeschränkung bei Erschließungen sowie konsequentes Eintreten für umweltschützerische Maßnahmen gefordert. Die Österreichwerbung hat ein eigenes Umweltbüro geschaffen, in 1200 Tourismusgemeinden läuft eine Befragung über umwelt- und sozialverträgliche Fremdenverkehrsinitiativen. Während in Österreich die Vorerhebungen für ein Umweltgütesiegel noch laufen, bemüht sich der 1991 in Bonn gegründete Verein „Ökologischer Tourismus in Europa" (ÖTE) um die Erarbeitung europaweit einheitlicher Kriterien. Der "Grüne Koffer" soll als Erkennungszeichen und Orientierungshilfe für den Verbraucher dienen und drei Zielgruppen unterscheiden: Fremdenverkehrsorte, Beherbergungsbetriebe und Reiseveranstalter. Das Thema Verkehr ist oft Stein des Anstoßes in Tourismusfragen. Mehr als 60% der Reisenden verwenden für ihren Urlaub den PKW, 20% das Flugzeug und nur 10% die Bahn. Daher fordert der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die massive Unterstützung der "sanften Fortbewegungsmittel " und ihre Einbindung in einen Umweltverbund. Erklärtes Ziel ist u.a. die Ausgrenzung von Autos in bestimmten Tourismusgebieten oder -orten nach Schweizer Vorbild (Zermatt etc.).  In dieselbe Richtung geht das Modell des Freiburger Verkehrskreises zur Verwirklichung eines autofreien Hochschwarzwaldes durch einen Verkehrsverbund. Die Swissair berichtet über die Erstellung ihrer ersten Ökobilanz, die 1993 unter verschärften Bedingungen wiederholt werden soll. Auch die Flughäfen Wien und Frankfurt stellen ihre Bemühungen zur Schadstoff-, Lärm- und Abfallverminderung sowie zur Altlastensanierung dar. Das Buch präsentiert auch verschiedene Konzepte von Betriebsberatern, die sich für die ökologische Umorientierung von Tourismusbetrieben in der ganzen Welt einsetzen. Die Ansätze gehen immer von der eingehenden Analyse der Betriebsabläufe aus. Hier zeigen sich häufig Informationsmängel hinsichtlich der ökologischen wie ökonomischen Vorteile von Umstellungen. Ein inhaltsschweres Buch, das Hoffnung im Hinblick auf wachsende ökologische Orientierung auch im Tourismus macht. R. M.

Strategies tor Reducing the Environmental lmpact of Tourism. Hrsg. v. d. Internationalen Gesellschaft für Umweltschutz (lGU). Wien, 1992. 766 S., ca. DM 120,- / sFr 92,- / öS 850,- (Studenten öS 400,-)