Last Minute für den Umweltschutz

Ausgabe: 2001 | 3

Die touristischen Aktivitäten werden aufgrund der enormen Dynamik des Reisemarktes – der Trend beim Reisen geht zu „immer öfter, immer kürzer und immer weiter“   zu stark steigenden Umweltbelastungen beitragen. Mit Unterstützung der NaturFreunde (Verband für Umweltschutz, Touristik und Kultur) hat das Öko-Institut ein Projekt durchgeführt, das die Umweltbelastungen durch das Reiseverhalten der Wohnbevölkerung Deutschlands analysiert und darüber hinaus Handlungsperspektiven zu deren Verminderung vorschlägt.

Für insgesamt drei Aktivitätenprofile („Mit dem Flugzeug zum Mittelmeer“, „In die Alpen mit dem PKW“ und „Fernreisen mit dem Flugzeug“) werden die Umweltbelastungen unter Einsatz der Stoffstromanalyse ermittelt. Die Berechnung der Umweltbelastungen umfassen z. B. die Emissionen aus dem Flugverkehr und den Energieverbrauch der Unterkünfte. Für das Basisjahr 1998 ergibt sich für den Bereich  „Mittelmeer“ eine absolute Emission an Treibhausgasen von rund 12 Mio. Tonnen Kohlendioxidäquivalenten, „Fernreise“ schlägt mit gut 9 Mio. Tonnen, die „Alpen“ mit gut 3 Mio. Tonnen zu Buche. Es zeigt sich, dass die Aktivität „Fernreise“ ca. die dreifache Menge an Treibhausgasen verursacht wie „Mittelmeer“, d. h., dass die „Wahl der Reiseziele folglich einen enormen Einfluss auf die Umweltbelastungen bezüglich der Emissionen klimarelevanter Verbindungen“ hat (S. 11).

Für das Jahr 2015 wird bei absehbaren technischen Effizienzgewinnen und einer angenommenen Steigerung der Reisen zu Mittelmeerzielen von 3% und für Fernziele (z. B. USA) von 5% „eine absolute Zunahme der jährlichen Treibhausgasemissionen von rund 35% und für Fernreisen eine Zunahme von rund 85% im Vergleich zum Basisjahr 1998“ erwartet (S. 12).

Die Ergebnisse der Untersuchung machen eines sehr deutlich: eine Verminderung der Umweltbelastungen ist nur durch neue Handlungsansätze erreichbar. Im Rahmen des vorliegenden Projekts hat sich das Team auf deren fünf konzentriert. Vorschläge zur Verminderung der Umweltbelastungen wurden in Bezug auf Reisedauer und –intervalle, in Richtung eines einheitlichen „Labelling“ (gefordert wird die Einführung einer Dachmarke unter Koordinierung durch das Umweltbundesamt), zur Beeinflussung der Aktivitäten vor Ort (Einflussmöglichkeit der Veranstalter auf Hotelbetriebe) in Richtung Veränderung des Modal-Split (Urlaubsmobilität) und schließlich einer Verbesserung der Nahzielvermittlung gemacht. Notwendig, so die Projektmitarbeiter, wird auch eine intensivere und feingliedrigere Motivforschung sein, um die Dynamik des Reisemarktes auszugleichen. V. a. aber, so das abschließende Resümee, gilt es „die berechtigten Bedürfnisse der Menschen nach Erholung, die wirtschaftlichen Interessen der Tourismusbranche und die Belange der Umwelt besser in Einklang zu bringen“. A. A.

Bei Amazon kaufenLast Minute für den Umweltschutz. Perspektiven für die Zukunft des Reisens. Buchert, Matthias (Projektleiter). Freiburg: Öko-Institut, 2001. 125 S., DM / sFr 49,- / öS 358,-