Frauenarbeit zwischen Tradition und Aufbruch

Ausgabe: 1990 | 3

Frauen genießen seit einigen Jahrzehnten eine bessere Ausbildung als in früheren Jahren. So wird auch hier die Forderung erhoben, dass die Beteiligung an der Führungsarbeit in Parteien, ihre Präsenz im Parlament durch Quotenregelungen gesichert werden sollte; denn so einschneidend, wie man sich das vorgestellt hatte, konnte das Bild in der Politik und auf dem Arbeitsmarkt im Allgemeinen noch nicht verändert werden. Überwiegend ergreifen Frauen noch traditionelle Berufe im Dienstleistungssektor und in der Verwaltung, weniger im gewerblich-technischen Bereich. Entschließen sie sich hingegen, eine Lehre als Bäcker, Dreher, Feinmechaniker o. ä. zu absolvieren, laufen sie eher Gefahr in ihrem erlernten Beruf arbeitslos zu werden als ihre männlichen Kollegen. Diese Diskrepanz zwischen den Ambitionen der Frauenpolitik und der Realität in der Arbeitswelt sind die zentralen Themen dieses Bandes. Neben den fundierten Darstellungen der Situation am Arbeitsmarkt steht immer wieder die Frage der beruflichen Gleichberechtigung. Die Ursachen für die schlechteren Chancen sind das offenbar zementierte Rollenverständnis sowie die geringe Flexibilität der Arbeitszeit. An einem Beispiel wird dieser Mechanismus veranschaulicht. Arbeitslose Frauen und Männer errichten zunächst gemeinsam ein Arbeitslosenzentrum. Im weiteren Verlauf werden die Arbeiten geschlechtsspezifisch aufgeteilt, die Männer übernehmen die Öffentlichkeitsarbeit, die Frauen putzen und kochen Kaffee. Nachdem interne Protestaktionen der Frauen keinen Erfolg zeitigen, gründen sie gegen Maßive Widerstände eine eigene Öffentlichkeitsgruppe und können mit diesem Gremium allgemeine soziale Verbesserungen für Arbeitslose durchsetzen. Ein Prozess der kleinen Schritte, der manchen der Autorinnen schon zu lange dauert.

Grenzen der Gleichheit. Frauenarbeit zwischen Tradition und Aufbruch. Hrsg. v. Elisabeth Vagelheim. Marburg: SP-Verl., 1990.223 S., DM 28,-/sFr24 -löS 218,40