Das Trainingsprogramm für erfolgreiche Ideensuche

Ausgabe: 1989 | 2

Nichts scheint zur Absicherung von (geschäftlichem) Erfolg selbstverständlicher zu sein als fortgesetzte, und zielgerichtete Chancensuche. Tatsächlich aber sind auch hochdotierte Manager von Tag zu Tag damit beschäftigt, dringende Angelegenheiten zu erledigen oder zu delegieren, so daß sie nur selten und unsystematisch für wichtige Zeit finden. De Bono, seit vielen Jahren Regierungs- und Unternehmensberater der ersten Wahl, stellt im einleitenden Teil dieses Buches dar, wie unternehmerisch-organisatorische und persönliche Einstellungen die systematische Chancensuche blockieren. Der abwartende "Ritt auf der Welle des Erfolges das Vertrauen in den produktiven Zufall, Selbstzufriedenheit oder auch die Angst, daß ungewöhnliche Vorschläge als störend empfunden werden könnten, sind nur einige der Barrieren. Kurz, wer sich auf die Suche nach -Chancen macht, steht vor einem Dilemma, denn sie bedeutet "Anstrengung, Aufregung (...) und die Schaffung von Problemen -aber wir können es uns nicht leisten, nicht nach Chancen Ausschau zu halten". Wie dies im unternehmerischen Umfeld dennoch erfolgsversprechend organisiert werden kann, wird im zweiten Abschnitt beschrieben. Das Chancensuchspiel bietet die Möglichkeit der" Kommunikation von unten soll grundsätzlich jeden mit inhaltlichen Belangen befaßten Mitarbeiter einbeziehen und Initiative belohnen, wo für gewöhnlich nur problemlösende Routine erwartet wird. Wie ”Ideensensible Bereiche" systematisch ausgelotet, von einem Chancenmanager weitergeleitet und von einer Projektgruppe gemeinsam beurteilt werden, zeigt de Bono in allgemein verständlicher Form. Gegenstand des dritten und letzten Abschnitts ist schließlich eine kurze Methodologie des Chancendenkens. In Ausweitung des lateralen Denkens beschreibt der Autor elementare Bedingungen des kreativen Prozesses wie Analyse, Synthese, Vergleich und Provokation. Grundlegend ist dabei die Einsicht, daß traditionelles Management noch zu oft darauf aus ist, begrenzte Probleme zu lösen. Anstatt sich auf das Risiko und die Chance der Ideensuche einzulassen, wird ein eng umgrenztes Ziel als Endpunkt des Denkens vorbestimmt. Klar, überzeugend und nachvollziehbar, vereinigt das Buch alle Vorzüge, die man von de Bono kennt. Bei allem innovativen Potential bleiben die Empfehlungen jedoch überraschend konventionell: Ist die Einsicht in die begrenzte Problemlösungskapazität der Wirtschaft auch erhellend und wichtig, so verschließt sich de Bono der Einsicht, daß seine Empfehlungen auch für soziale Innovationen eingesetzt werden könnten. Doch, wie auch der Autor weiß, ist hier nicht mit derselben Dividende zu rechnen.

De Bono, Edward: Chancen. Das Trainingsprogramm für erfolgreiche Ideensuche. Düsseldorf (u.a.): Econ-Verl., 1989. 356 S.