Technologiemanagement und Technologien für das Management

Ausgabe: 1994 | 3

Die Jahrestagung der deutschen Hochschullehrer für Betriebswirtschaft beschäftigte sich 1993 mit dem im Titel zitierten Generalthema. Dabei ging es vor allem um die bessere Verflechtung von Entwicklungs- und Vermarktungsstrategien, um Produkte schneller zur Marktreife zu bringen. Entscheidender Ansatz beim Technologiemanagement ist offensichtlich das Finden funktionierender Kooperationsformen und die Einbindung aller Mitarbeiter.

So macht der Vergleich der Strategien von Deutschland, EU und Japan (Alexander Gerybadze) deutlich, dass in Japan schon seit Jahrzehnten kooperative Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen eine zentrale Rolle spielen. Ziel öffentlicher Förderungsmaßnahmen war es dort immer, konkurrierende Firmen zur Zusammenarbeit auf zukunftsträchtigen Gebieten zu bewegen. Im Gegensatz dazu formulierte die EU erst 1987 eine eigenständige Forschungs- und Technologiepolitik mit einer Betonung technologischer Verbundprojekte. Immer noch fehlen hier jedoch, so Gerybadze, klare Programmstrategien auf allen Ebenen, die rechtzeitige Berücksichtigung des Marktes sowie eine schlüssige Lösung der heiklen Eigentumsrechte bei Kooperationsverträgen.

Ein Team der Universität der Bundeswehr in Hamburg beleuchtete die Einbeziehung der Mitarbeiter zur Förderung des Innovationspotentials in mittleren Unternehmen. Trotz aller Probleme beim Finden des richtigen Rahmens für innerbetriebliche Zusammenarbeit, hält die Studie als Ergebnis fest, dass Kooperation letztlich die Innovationsbereitschaft und -fähigkeit der Mitarbeiter anspricht. Deutliches Beispiel ist etwa das allerorts wiederauflebende betriebliche Vorschlagswesen, das immer wieder zu erstaunlichen Resultaten führt. Die Forscher wollen nun einen Fragebogen herausgeben, der die Einrichtung von Innovationszirkeln erleichtern soll.

Als Praxisbeispiel stellt Eberhard von Koerber, Vorsitzender der weltweit tätigen Asea Brown Boveri (ABB), die Umstrukturierung nach dem Zusammenschluss der beiden Traditionsunternehmen Asea und BBC im Jahre 1988 vor. Die Fusion wurde genutzt, um alltägliche Begriffe wie Mitarbeiter, Kunde, Vorgesetzter und Hierarchie neu mit Inhalten zu füllen. Allein die Umsetzung der aus der Neudefinition entstehenden Strukturen brachte einen Innovations-  und Kreativitätsschub. Die einzelnen Tochtergesellschaften agieren heute selbständig, mehr und mehr wird in interdisziplinären Projektteams, den "Cross Functional Teams", gearbeitet. Rücksicht auf die Umwelt ist eine der Grundforderungen bei Produktentwicklungen. Das Kreativitätspotential der Menschen ist also größer, als viele Pessimisten gedacht haben. Mit den zunehmenden Mitbestimmungsmöglichkeiten des Einzelnen wächst allerdings auch die Verantwortung für seine Arbeit. Die Zukunft wird, wie Robert Jungk immer betonte, von uns allen gestaltet.

R.M.

Technologiemanagement und Technologien für das Management. Hrsg. v. Erich Zahn.

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