Real Time Strategic Change

Ausgabe: 2004 | 2

Im Kern, so formuliert es Matthias zur Bonson, geht es in Unternehmen (auch NGOs) immer öfter darum, „einen fundamentalen Wandel der Wahrnehmung zu erzeugen“ (S. 16) - und er erläutert auch, wie dieses Ziel in kurzer Zeit von einer großen Zahl von Menschen erfolgreich erreicht werden kann. „Real Time Strategic Change“ (RTSC) - der ‚strategische Wandel in kurzer Zeit' - ist eine von Kathleen Dannemiller in den 90er Jahren in den USA entwickelte Methode, die zunehmend auch im deutschen Sprachraum angewandt wird, wenn es darum geht, ein Gefühl gemeinsamer Verantwortung und der Begeisterung in großen Gruppen zu erzielen. Auf die Erfahrung vieler RTSCSeminare aufbauend, beschreibt Mattias zur Bonsen (unterstützt von einigen KollegInnen) in sympathisch klarer, allgemein verständlicher Form, wie 100 - 2000 TeilnehmerInnen in 2 - 3 Tagen den „Spirit der Gruppe“ entdecken, gemeinsam neue Ziele für sich und ihr Unternehmen entwickeln können und darüber hinaus auch gewährleistet wird, dass die Ergebnisse des Prozesses auf Dauer gesichert werden. Ob MitarbeiterInnen für ein Leitbild/eine Vision gewonnen, die Zusammenarbeit von Firmenteilen verbessert, Organisationsstrukturen verändert, ein „altes Pro-jekt“ revitalisiert oder nach einer Fusion „neu durchgestartet“ werden soll. Durch das Prinzip „Das ganze System in einem Raum“ [auch aus der strenger strukturierten Zukunftskonferenz bekannt] gelingt es in RTSC-Konferenzen unter Gewährleistung entsprechender Rahmenbedingungen „klarer zu sehen“, Grenzen zu erkennen und bisher nicht genutzte Potenziale auszuschöpfen. Fallbeispiele, die detaillierte Beschreibung des Erfolg versprechenden Umfelds (inklusive Vor- und Nachbereitung), die besondere Herausforderung für ModeratorInnen und MitarbeiterInnen sowie die im Anhang enthaltenen Arbeitsblätter gewährleisten einen authentischen und inspirierenden Einblick in die Möglichkeiten dieser Großgruppen- Methode, die darauf abzielt, die „Unternehmensenergie“ zu nutzen. Die Spielregeln eines Unternehmens, die Befindlichkeiten seiner MitarbeiterInnen, und damit auch ein Stück weit sich selbst besser zu (er)kennen, das macht nach Fritz B. Simon schon eine ganze Menge aus. Natürlich, so gibt der Autor - Simon lehrt Führung und Organisation an der Universität Witten/Herdecke und gilt als einer der Pioniere des systemischen Managements in Deutschland - gleich zu Beginn seiner Ausführungen unumwunden zu, natürlich ist der Titel dieses Buches auch aus verkaufsfördernden Überlegungen gewählt. Doch mühelos hält dieser auch der kritischen Beurteilung des Rezensenten stand. Denn selten wurde eine vertrackte, Ernst zu nehmende Materie so fundiert, humorvoll und aus ungewöhnlicher Perspektive betrachtet. „Wozu Führung?“, „Wozu Unternehmen?“, übertitelt der Verfasser einführende Kapitel, und durchaus wider den Zeitgeist argumentierend, hinterfragt er die Rolle von Teams (in denen doch jede(r) nur eine Nische zur Pflege persönlicher Vorlieben sucht). Simon untersucht die Rolle kultureller Muster - etwa jene der „Globalisierung“, die sich bei genauerem Hinsehen als „Amerikanisierung“ ausnimmt. MitarbeiterInnen wie ManagerInnen sind, systemisch betrachtet, in einer Vielzahl komplexer Rollen eingebunden, argumentiert der Autor. Akteure und Aktionen sind „entweder - oder“ bzw. „sowohl - als auch“ „lose“ oder „fest gekoppelt“ - Mitarbeiter z. B. an Arbeitgeber und Familie, Unternehmen an Arbeits- und Kapitalmarkt, den Markt der Dienstleistungen und Produkte sowie den „Markt der Staaten“. In diesem Unternehmenskosmos sind nach des Autors Ansicht Strategien „immer nur so viel wert, wie die Menschen, die sie umzusetzen haben“ (S. 218). Besondere Verantwortung wird schließlich auch dem „systemischen Manager“ zugemessen, sei es doch seine Aufgabe, „alternative Beobachtungsschemata in die Kommunikation des Unternehmens einzuführen und Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen dem Unternehmen und dem für dieses relevante Umwelten einfließen zu lassen“ (S. 322). Entwicklungstrends in Wirtschaft und Gesellschaft sowie mögliche Auswirkungen auf die Beraterbranche sind Thema Rudolf Wimmers, der Anzeichen einer „tief greifenden Veränderung zwischen unternehmensbezogener Produktivitätsentwicklung und den relevanten Spielern am Beratermarkt“ ausnimmt (S. 15). Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung sei im geänderten Verhältnis von Real- und Finanzwirtschaft und der damit einhergehenden Neubewertung des Faktors „Arbeit“ zu sehen. In Anbetracht „neuer Eliten von Wissensarbeitern“ und „Jobnomaden“ sei die „Lernfähigkeit von Organisationen“ und systemisch orientierte Beratung gefragt. Zur Professionalisierung dieser Dienstleistung leistet dieser Band eine Reihe wertvoller Hinweise. Eine in jeder Hinsicht solide Fachpublikation. In einem grundlegend anderen Tonfall ist Christa Zuberbühlers Darstellung WirtschaftsMediation gehalten. In locker erzählendem Duktus führt die Autorin zunächst in die Materie ein und bietet eine knappe Definition ihres Gegenstandes an: Wirtschaftsmediation versteht sie als einen „Prozess bei dem die betroffenen Personen/Gruppen mit unterschiedlichen Standpunkten und dahinter stehenden Interessen unter Heranziehung eines neutralen Dritten - des Mediators - gemeinsam eine Lösung finden wollen“ (S. 14). Davon ausgehend, dass Konflikte „Teil unseres biologischen Programms“ sind und „zum Leben gehören wie Wasser und Feuer, Werden und Vergehen“ (S. 19), formuliert die Autorin im Folgenden acht Grundsätze der Mediation. Es sind dies die Freiwilligkeit der Teilnahme, die Allparteilichkeit, die Neutralität der Mediation und das Einvernehmen im Hinblick auf Vertraulichkeit. Nicht minder wichtig sind jedoch die Prinzipien Offenheit, Eigenverantwortlichkeit, die Festlegung eines Zeitrahmens sowie ethische Prinzipien (Respekt gegenüber allen Beteiligten). Im Zentrum der Darstellung stehen drei Praxisbeispiele, die in Form von „Alltagsgeschichten“ erzählt werden. Ein Fall von Mobbing, der Streit zwischen zwei Firmen (um die Vergabe eines öffentlichen Auftrags) und der Konflikt zwischen Gesellschaftern beleuchten exemplarisch, in welchen Kontexten Wirtschaftsmediation erfolgreich angewandt werden kann. Die zum Abschluss dargebotene „Rezeptur“ und der Verweis auf fachliche, soziale und methodische Kompetenz runden eine Präsentation ab, die vorrangig darauf abzielt, die Lösungskompetenz der Methode in allgemein verständlicher Weise vorzustellen. Eine vertiefende Auseinandersetzung auch mit Problemen und Verwerfungen von Mediationsverfahren ist an dieser Stelle nicht zu finden. Gelingende Kommunikation - dies steht weithin außer Zweifel - ist und bleibt die Kernkompetenz erfolgreichen Marketings. Wie aber wird sie sich in den folgenden Jahren entwickeln, und worauf ist im Hinblick auf erfolgreiches Marketing zu achten? Antworten auf diese Fragen gaben 49 ExpertInnen in Form einer zweistufigen Delphi-Umfrage. Daraus einige zentrale Resultate: Auszugehen ist von einer Zunahme der Wettbewerbsinausgehend, dass Konflikte „Teil unseres biologischen Programms“ sind und „zum Leben gehören wie Wasser und Feuer, Werden und Vergehen“ (S. 19), formuliert die Autorin im Folgenden acht Grundsätze der Mediation. Es sind dies die Freiwilligkeit der Teilnahme, die Allparteilichkeit, die Neutralität der Mediation und das Einvernehmen im Hinblick auf Vertraulichkeit. Nicht minder wichtig sind jedoch die Prinzipien Offenheit, Eigenverantwortlichkeit, die Festlegung eines Zeitrahmens sowie ethische Prinzipien (Respekt gegenüber allen Beteiligten). Im Zentrum der Darstellung stehen drei Praxisbeispiele, die in Form von „Alltagsgeschichten“ erzählt werden. Ein Fall von Mobbing, der Streit zwischen zwei Firmen (um die Vergabe eines öffentlichen Auftrags) und der Konflikt zwischen Gesellschaftern beleuchten exemplarisch, in welchen Kontexten Wirtschaftsmediation erfolgreich angewandt werden kann. Die zum Abschluss dargebotene „Rezeptur“ und der Verweis auf fachliche, soziale und methodische Kompetenz runden eine Präsentation ab, die vorrangig darauf abzielt, die Lösungskompetenz der Methode in allgemein verständlicher Weise vorzustellen. Eine vertiefende Auseinandersetzung auch mit Problemen und Verwerfungen von Mediationsverfahren ist an dieser Stelle nicht zu finden. Gelingende Kommunikation - dies steht weithin außer Zweifel - ist und bleibt die Kernkompetenz erfolgreichen Marketings. Wie aber wird sie sich in den folgenden Jahren entwickeln, und worauf ist im Hinblick auf erfolgreiches Marketing zu achten? Antworten auf diese Fragen gaben 49 ExpertInnen in Form einer zweistufigen Delphi-Umfrage. Daraus einige zentrale Resultate: Auszugehen ist von einer Zunahme der Wettbewerbsintensität, es gilt, „näher an den Kunden zu gelangen“ sowie sich „verstärkt auf Familien- oder Dachmarken-Strategien“ zu konzentrieren. Dies - so die Experten - geht verstärkt mit emotionalen und weniger informativen Kampagnen einher, die auch in der Vermittlung ihre Entsprechung finden: Events und Internet gelten als favorisierte Medien; Kinos, Zeitschriften und Zeitungen werden hingegen in Zukunft weniger Zuspruch erfahren. W. Sp.

Zur Bonsen, Matthias: Real Time Strategic Change. Schneller Wandel mit großen Gruppen. Stuttgart: Klett-Cotta, 2003, 317 S., € 30,90 [D], 31,90 [A], sFr 54,10 ISBN 3-608-94229-7

Simon, Fritz B.: Gemeinsam sind wir blöd!? Die Intelligenz von Unternehmen, Managern und Märkten. Heidelberg: C. Auer, 2004. 333 S., € 34,90 [D], 36,- [A], sFr 60,- ISBN 3-89670-436-2

Wimmer, Rudolf: Organisation und Beratung. Systemische Perspektiven für die Praxis. Heidelberg: C. Auer, 2004. 336 S., € 34,90 [D], 36,- [A], sFr 60,-, ISBN 3-89670-296-3

 Zuberbühler, Christa: WirtschaftsMediation. Durch Konsens zum Erfolg. Zürich: Orell Füssli-Verl., 2004. 201 S., € 29,50 [D],30,50 [A], sFr 49,-, ISBN 3-280-05080-4

Pasquier, Martial; Dreosso, Corina; Rauch, André: Kommunikation 2010. Eine Delphi-Studie zu den Entwicklungen der Marketingkommunikation. Bern (u. a.): Haupt, 2004. 129 S. € 24,90 [D], 25,70 [A], sFr 38,- ISBN 3-258-06749-X