Probleme (und die Suche nach deren Lösung) stehen hoch im Kurs. Nein, nicht von Finanz- oder Klimakrise und deren Begleiterscheinungen ist hier die Rede. Gemeint ist vielmehr ein kaum absehbarer Erfolg, den Reinhard Sellnow, Stadtplaner in Nürnberg und – weit mehr als nur nebenbei seit vielen Jahren freiberuflich in Projekten und Prozessen der Bürgerbeteiligung engagiert – mit einem schmalen, doch zu Recht viel beachteten Ratgeber zur kreativen Problemlösung erzielt hat. Mit mehr als 7.500 verkauften Exemplaren zählt der 1994 erstmals aufgelegte Band zu den meistverkauften Publikationen der „Stiftung Mitarbeit“. Ein guter Grund also, diese Broschüre in bewährter Form und doch neuer Aufmachung, ergänzt um einige in der Praxis erprobte Module, leserfreundlichere Grafiken und ergänzende Literaturhinweise neu aufzulegen. Von der vor allem auf Robert Jungk zurückgehenden Methode Zukunftswerkstatt ausgehend, die auf der strikten Trennung von Kritik-, Fantasie- und Realisierungsphase beruht, werden Rahmenbedingungen für erfolgreiche Gruppenprozesse geschildert, grundlegende Techniken der Präsentation beschrieben und eine Fülle von konkreten Verfahrensvorschlägen zur Problemanalyse und –abgrenzung gemacht. Dass Probleme, genauer betrachtet, nicht Anlass zu Irritation oder gar Verzagen sein müssen, sondern, verstanden als Chance zu Neuem, ganz im Gegenteil, ein Grund zur Freude sein können, hat nichts mit Leichtsinn oder Fahrlässigkeit, jedoch viel mit fundiertem Wissen und jahrelanger Erfahrung in der Planung und Begleitung von Problemlösungsprozessen zu tun. Darüber gibt Reinhard Sellnow bereitwillig Auskunft, lädt ein, seinen Spuren zu folgen, wobei jede(r) motiviert wird, sich aus der Fülle des Angebotenen nach Lust, Bedarf und Neigung zu bedienen. Denn bekanntlich ist Kreativität in der Wahl der entsprechenden Mittel ja eine wesentliche Voraussetzung gelingender Moderation. Die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis zählt für mich dabei zu den besonderen Vorzügen. Und weil, wie der Autor mehrfach zu Recht hervorhebt, eine erfolgreiche Bearbeitung von kollektiven Herausforderungen nur in der Abfolge von Problemerhebung, Ideenentwicklung und Realisierungsprüfung gelingen kann, sind im abschließenden Teil jede Menge Vorschläge zur Strukturierung und Bewertung von Ideen sowie zur Entscheidungsfindung und Umsetzung versammelt. Auf aktuellen Stand gebrachte Literaturund Quellenhinweise sowie ausgewählte Arbeitsblätter zur Unterstützung der Moderation runden den Band ab. Wer diese Materialsammlung zur Hand nimmt, wird nicht zuletzt daran erinnert, dass Probleme und Herauforderungen in partizipativen Prozessen – trotz weit verbreiteter Erwartung – kaum in wenigen Stunden oder an einem Tag „nachhaltig gelöst“ werden können. Die Eile hat, wie es heißt, der Teufel erfunden, doch es gibt ganz offensichtlich auch Möglichkeiten, ihm ein Schnippchen zu schlagen: Dieser Band ist gewissermaßen eine Versuchsanordnung dazu. W. Sp.
Sellnow, Reinhard: Die mit den Problemen spielen … Ratgeber zur kreativen Problemlösung. Bonn: 2008. (8., ergänzte u. erweiterte Aufl.) Hrsg. v. d. Stiftung Mitarbeit. 98 S., € 6,- [D], 6,20 [A], sFr 10,20 ISBN 978-3-928053-38-9 (www.mitarbeit.de)