Hervorgegangen ist dieses Buch aus einer interdisziplinären Vorlesungsreihe an der Universität und der ETH Zürich, die sich der Frage widmete, wie weit begrenzte Ressourcenverfügbarkeit im begrenzten Raum ein Problem ist, und wie dem begegnet werden kann. Wie bei derartigen Sammelbänden oft üblich, liegt die Stärke des Buches in der Vielfalt der vorgestellten Sichtweisen, wobei die wechselseitige Bezugnahme nicht besonders ausgeprägt ist. Viele der Autoren versuchen zunächst, ihre Sicht des nicht scharf zu definierenden Begriffs Autarkie - grob umschrieben als Freiheit und Selbständigkeit der Menschen in ihrem Handeln - darzustellen. Besonders deutlich vertreten dabei Dieter Steiner und Rolf Weder die möglichen konträren Standpunkte im Hinblick auf die menschliche Freiheit. Während Steiner erst in einer wirklichen Selbstbestimmung des Menschen die Grundlage für die Umwelterhaltung sieht, schätzt Weder die Fähigkeit des einzelnen zur Übernahme von selbstbestimmter Verantwortung für die Natur als gering ein. Daraus folgern dann auch die grundsätzlich verschiedenen Ansätze zur Problemlösung: Der erstgenannte Autor plädiert für eine Regionalisierung, also eine Ausrichtung auf regionale Grundlagen und Zusammenhänge. Er betont dabei die Wichtigkeit des einzelnen bei der Umorientierung, während der zweitgenannte Autor sich viel stärker auf anonyme „Marktmechanismen“ verläßt. Er meint nämlich, daß die Umweltkrise das Resultat eines noch nicht umfassend etablierten marktwirtschaftlichen Systems sei. So begrüßt er die internationale Arbeitsteilung, sieht in nationalen Alleingängen keine realistische Strategie zur Lösung globaler Umweltprobleme und fordert die Pro-Kopf-Zuteilung von Eigentumsrechten an knappen Umweltgütern. Die beiden Autoren nehmen auch wechselseitig in einer kurzen Analyse Stellung zu ihren Thesen. Der Band versammelt innerhalb dieser Bandbreite neben einer juristischen Einschätzung verschiedene Spezialthemen wie etwa die Regionalisierung der Stoff- und Energieflüsse, Pflanzen in der Stadt oder die Schaffung großflächiger Naturschutzziele in Kulturlandschaften. Hier fällt auf, daß die Konzentration auf 'ein Teilthema eher zu optimistischen Einschätzungen der Umweltsituation führt als die globale Sicht. Damit verdeutlicht dieses Sammelwerk einmal mehr die große Gegensätzlichkeit der Denkmodelle - Umdenken jedes einzelnen versus Umlenken durch Marktorientierung. R. M.
Autarkie und Anpassung. Selbstbestimmung und Umwelterhaltung. Hrsg. v. Hansjürg Büchi ... Opladen: Westdt. Verl., 1996. 374S.