Das hier vorliegende Buch ist zugleich die Dissertation Schlanges an der Hochschule für Wirtschafts-, Rechtsund Sozialwissenschaften St. Gallen. Francesco Kneschaurek und Frederic Vester steuerten die Geleitworte bei. Ausgangspunkt der Studie ist die schweizerische Stromwirtschaft in ihrer heutigen Situation. Der Autor geht der Frage nach, "wie die Unternehmensführung zukunftsbezogene Informationen über die Entwicklung ihres Umfelds in unternehmungspolitische Entscheidungen umsetzt". Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Interesse der Unternehmen, ihre bisherigen Prognose- und Planungssysteme zu überdenken, ge- ring ist. Eingefahrene Strukturen und Trägheit hemmen die Aufgeschlossenheit gegenüber Veränderungen im Umfeld und verzögern so die Umsetzung von gesellschaftlich vielfach schon vollzogenem Denk- und Wertewandel. Schlange sucht nach Möglichkeiten, die „zukunftsgerichtete Wahrnehmungsfähigkeit der Entscheidungsträger sicherzustellen". Die Umsetzung von Wissen in unternehmungspolitische Entscheidungen könnte nach Ansicht des Autors am besten durch ein Umfeldinformationssystem erreicht werden, das nicht nur die Wahrnehmungsfähigkeit der Entscheidungsträger sichern soll, sondern sie auch bei der Handhabung langfristiger Planungsprobleme unterstützt, eine Weiterentwicklung der Methodik gewährleistet und das Handling von Abstimmungsproblemen erleichtert. Außerdem sollte ein solches System leicht an spezifische Bedingungen angepaßt werden können und die Integration situationsabhängiger Teillösungen ermöglichen. Schlange zeigt aber auch die psychologischen Barrieren, die einer direkten Umsetzung von solcherart gewonnen Erkenntnissen entgegenstehen. Sachzwänge und das Phänomen der kollektiven Selbstschädigung seien exemplarisch erwähnt. Problemdefinition, Datenbeschaffung und Modellbildung lauten die Eckpfeiler zur Ausgestaltung von Umfeldinformationssystemen. Den meisten theoretischen Überlegungen des Verfassers folgen Beispiele aus der Stromwirtschaft, die die praktische Bedeutung zukunftsorientierter Konzeption, vor allem im Versorgungsbereich, deutlich machen. Ob das hier vorgestellte System einen Umschwung bewirken kann, bleibt abzuwarten. M. T
Schlange, Lutz E.: Zukunftsforschung und Unternehmenspolitik. Probleme und Perspektiven der schweizerischen Stromwirtschaft. Sem (u.a.): Haupt, 1993.452 S., DM 65,- / sFr 55, 10 / öS 507
