Ökologische Intelligenz

Ausgabe: 2010 | 2

Nach seinen bahnbrechenden Werken „Emotionale Intelligenz“ und „Soziale Intelligenz“ hat sich der US-Psychologe Daniel Goleman nun dem Thema Nachhaltigkeit – eben der „Ökologischen Intelligenz“ –  zugewendet. Ziel müsse sein, so der Psychologe, als Gemeinschaft „unsere Intelligenz in Bezug auf die ökologischen Folgen unserer Lebensweise“ weiterzuentwickeln und “im Zusammenwirken mit Markttransparenz zu positiven Veränderungen“ zu führen (S. 11).

 

Wir verfügen derzeit, so Goleman, über keinerlei Sensoren, die uns vor Umwelt- und Gesundheitsschäden warnen, und sind damit für das (Über-) Leben in der heutigen Zeit schlecht ausgerüstet. Daher bräuchten wir neue „Warnsysteme“. Der Autor setzt dabei auf neue Erkenntnisse in der Neuroökonomie, der Informationswissenschaft sowie insbesondere „einer erst im Entstehen begriffenen Disziplin, der Industrieökologie“ (S. 11). Denn erst das Wissen um die Geschichte, Folgen und Nebenfolgen aller unserer Produkte ermögliche uns als Konsumenten, aber auch als „Einkäufer bei einer Organisation oder als Produktmanager“, unsere Entscheidungen „mehr mit unseren Werten in Einklang zu bringen“ (S. 13). Ebendies sei ökologische Intelligenz. Der Autor spricht von einer neuen Ära, dem Eintreten in das „Zeitalter der radikalen Transparenz“ (S. 14), welches die Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft stark verändern werde. Führungskräfte hätten bereits heute begriffen, so berichtet Goleman aus  Gesprächen mit Wirtschaftstreibenden, „dass gute Geschäfte eng mit guten Beziehungen verbunden sind und die Zufriedenheit ihrer Kunden steigt, wenn sie sehen, dass das Unternehmen Rücksicht auf ökologische Belange nimmt“ (S. 16). Ein wesentlicher Impuls werde dabei vom steigenden Gesundheitsbewusstsein breiter Bevölkerungskreise ausgehen, der etwa der schleichenden Vergiftung durch chemische Stoffe in unseren Gebrauchsgegenständen einen Riegel vorschieben werde. Die Grundthese lautet: „Mit einem tiefer greifenden Wissen um die ökologischen Belastungen durch die Dinge, die wir kaufen, steigt unser Einfluss auf die Welt von Handel und Industrie enorm.“ (S. 16)

 

Im Buch trägt Goleman das vorhandene Wissen über die negativen Auswirkungen von Produkten, sei es bei Lebensmitteln, Kosmetika oder Kinderspielzeug, zusammen und zeigt zugleich Wege eines anderen, ökologieverträglichen Produzierens auf. Dazu gehören für den Autor auch neue wirtschaftliche Kennzahlen wie ein von Joseph Stiglitz vorgeschlagenes „grünes Nettoinlandsprodukt“, das „neben dem Gesamtwert aller produzierten Güter eines Landes die Verminderung natürlicher Ressourcen und die Schäden in der Umwelt mitberücksichtigt“ (S. 245).

 

„In einem transparenten Markt wird Einkaufen zum geopolitischen Akt“ (S. 254), so die Hoffnung von Goleman auf die neue Konsumentenmacht, und diese führe auch zu politischen Veränderungen („Radikale Transparenz verändert die Spielregeln“, S. 255). Nur mit dieser „Ökologischen Intelligenz“ kämen wir vom Zustand des „Reparierens“, welches das Grundproblem der nicht nachhaltigen Entwicklung nicht löse, zur „Heilung“, dem „wieder ganz machen“. H. H.

 

Goleman, Daniel: Ökologische Intelligenz. Wer umdenkt, lebt besser. München: Droemer, 2009. 272 S.,€ 19,95 [D], € 20,50 [A], sFr  34,90ISBN 978-3-426-27514-6