Ökologische Sicherheit - Neue Agenda für die Umweltpolitik?

Ausgabe: 1998 | 3

Umweltveränderungen können Leben und Lebensqualität von Völkern und Regionen bedrohen und sind somit ein Sicherheitsrisiko. Der Begriff "ökologische Sicherheit" verweist auf den Zusammenhang anthropogener Umweltprobleme und Sicherheitsbedrohungen. Ausgehend von dieser Einsicht versucht Manfred Wöhlcke einer Zunahme ökologisch verursachter bzw. mitverursachter Konflikte entgegenzuwirken. Mögliches Konfliktpotential sieht der Autor in den Bereichen Verknappung von Rohstoffen, im Kampf um Süßwasser sowie um Acker- und Weideland. Weniger relevant sind seiner Ansicht nach Nutzungskonflikte um die Atmosphäre sowie indirekte Effekte durch Migration oder Nord-Süd-Spannungen. Auch bleibt festzuhalten, daß Umweltprobleme alleine nur seiten zu sicherheitspolitisch relevanten Konflikten führen, meistens sind viele Faktoren dafür verantwortlich.

Obwohl Wöhlcke in absehbarer Zeit keine konstruktive Bewältigung der internationalen Umweltpolitik erwartet. sieht er in den Industrieländern durchaus auch optimistische Tendenzen, "während die Perspektiven bezüglich nahezu aller Bereiche der Umweltzerstörung und Ressourcenausbeutung in den Entwicklungsländern ... eher pessimistisch einzuschätzen sind" (S. 106)lAuch hinsichtlich der Kontrolle des Bevölkerungswachstums bleibt positiv festzuhalten, daß die Zuwachsraten in fast allen Ländern fallen. Zurzeit liegen diese weltweit bei 1.5%, in den Industrieländern bei 0,5% und in den Entwicklungsländern bei knapp 2%. Im Jahr 2000 werden rund 6 Mia. Menschen auf der Erde leben, von denen 3 Mia. extrem arm, 1 Mia. arm, 1 Mia. gut versorgt und rund 1 Mia. wohlhabend sein werden.

Zur Bewältigung der Krise bedarf es nicht nur der Intensivierung der Umweltpolitik, sondern einer umfangreichen Agenda an vielen Fronten, "insbesondere der ökologische Umbau der Industriegesellschaft. der Schutz des Acker- und Weidelandes vor Verwüstung und Verödung, die ausreichende Versorgung mit Süßwasser, die Erhaltung der Artenvielfalt. die Kontrolle unhygienischer, giftiger und radioaktiver Substanzen sowie die beschleunigte Verregelung der internationalen Umweltpolitik" (S. 107) sind vordinglich. Für die internationale Politik Deutschlands wird die Berücksichtigung regionaler Kooperation sowie die Durchsetzung internationaler Regime, der Aufbau eines internationalen technischen Hilfswerks mit schneller Einsatzfähigkeit sowie verstärktes Engagement der Bundeswehr mit dem Konzept der ökologischen Sicherheit gefordert. Die BRD sollte sich nach Meinung Wöhlckes darum bemühen, eine Vorreiterrolle in der internationalen Umweltpolitik zu spielen und sich für die Weiterentwicklung von Abkommen zur Verhinderung der Umweltkriegführung einsetzen.

A. A.

Wöhlcke, Manfred: Ökologische Sicherheit - Neue Agenda für die Umweltpolitik? Baden-Baden: Nomos-Verl., 1997. 727 S. (Aktuelle Materialien zur lnternationalen Politik; 57) DM 28, - / sFr 26, - / öS 204,-