Die Gefährdung der Ozonschicht durch chemische Stoffe, insbesondere Chlorfluorkohlenwasserstoffe (v.a. Treibgase), hat längst Ausmaße erreicht, die politisches Handeln zwingend notwendig machen, In dem hier gekürzt abgedruckten Vortrag beurteilt der Autor die Chancen für eine internationale Vereinbarung zur Lösung dieses Problems auf Grund wirtschaftlicher Interessenskonflikte einzelner Staaten eher pessimistisch. Die Umsetzung der Theorie der Risikobewältigung in die Praxis des politischen Handelns scheitert dort, wo die Produktion ozongefährdender Substanzen ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor ist. Die präsentierte Chronologie der Gegenmaßnahmen beginnt 1978/79. Als erste Staaten hatten die USA, Kanada und die skandinavischen Länder die Verwendung von Treibgas in Spraydosen verboten. Bei der Wiener Konvention (1985) bildeten sich zwei Lager. (Vgl. dazu PZ 2/87*85) Während die oben genannten Staaten für ein weltweites - national bereits verfügtes - Verbot eintraten, plädierten die EG-Staaten als größte Produzenten aus taktischen Überlegungen für eine Ausdehnung des Verwendungsverbotes. Erst Ende 1986 lenkte die USA bei Verhandlungen in Genf ein, der neue Vorschlag einer Beschränkung der Produktion wurde aber von der EG wiederum abgelehnt. Weitere Verhandlungen in Wien (2/1987) und Genf (4/1987) brachten eine Einigung in Richtung der europäischen Vorstellungen: Festschreibung der Produktion von Chlorfluorkohlenwasserstoff auf dem Stand von 1986 und die Reduzierung der Produktion um 20 % nach zwei bis vier Jahren. Insgesamt sieht Gündling für die Ozonschicht nur eine Chance, wenn einzelne Staaten einseitig strengere Maßnahmen ergreifen und nicht auf die Reduzierung irgendwann in den 90er Jahren warten. Die Verhandlungen über die internationale Vereinbarung zum Schutz der Ozonschicht sind einmal mehr Beweis dafür, dass gängiges politisches Taktieren wirtschaftliche Interessen - trotz besseren Wissens - über die Vernunft stellt. Dass daraus zumindest ein Grund für die allgemeine Politikverdrossenheit abzuleiten ist, liegt auf der Hand.
Gündling, Lothar. Es wird weiter produziert, auch wenn das Loch im Himmel wächst. Lothar Gündling vom Max-Planck-Institut sieht wenig Chancen für eine internationale Vereinbarung zum Schutz der Ozonschicht. In: Frankfurter Rundschau. 1987, Nr. 205, S. 12