Kommunale Bürgerbeteiligung auf dem Prüfstand

Ausgabe: 1997 | 1

Selten habe ich an einer Tagung teilgenommen, die politisch Engagierte aus so unterschiedlichen Wirkungsbereichen zusammenführte und - bei allen Differenzen im Detail der Ansätze und Ansichten - in der Überzeugung verband und stärkte, daß Bürgerinnen sehr wohl bereit und in der Lage sind, sich kompetent und erfolgreich in kommunale Zusammenhänge einzubringen. Welch breites Spektrum an teils gut erprobten, teils aber auch ganz neuen Ansätzen zur Ergänzung und Bereicherung der parlamentarischen Demokratie verfügbar ist, vermittelt dieser Band auf authentische Weise: Im Sinne rascher Zugänglichkeit - und damit auch dem alle Erwartungen übertreffenden Teilnehmerinteresse Rechnung tragend - sind die 15 Vorträge und Thesenpapiere der Referentinnen in Originalform wiedergegeben. Thomas Mayer, Initiator von "Mehr Demokratie e. v.", eröffnet den Reigen mit einer (positiven) Bilanz der Arbeit lokaler Bürgerbegehren und -entscheide in Bayern. Das ”Verkehrsforum Salzburg" (vom Verfasser dieser Zeilen präsentiert), das Modell "Anwaltsplanung" (vorgestellt am Beispiel des Bürgerbüros Hannover) und" Lernende Planung" als Forum bürgernaher Stadtteil- und Wohnraumplanung schließen sich an, daß ”Zukunftswerkstätten" im Kontext der Agenda-21-Aktivitäten eine zentrale Rolle spielen können, legt u. a. M. Laube vom "Netzwerk Klimaschutz Niedersachsen" dar. Weitere vorgestellte Verfahren bzw. Erfahrungsberichte: das ”Bürgergutachten" (nach Peter Dienel). die ”Charette "-Methode (präsentiert von der schwedischen Architektin Gunlaug Östbye), das ”priority Estates Project" in Großbritannien, die "BÜRGERaktive Bad Vilbei", die Methode ”planning for Real", das Berliner "Tiergarten-Modell" u. a. m. Thesen zur Bürgerbeteiligung aus Sicht der Kommunalverwaltung steuert H. Richard (Limburg) bei, und schließlich geben Anregungen und Wünsche der TagungsteilnehmerInnen ("Wie es weitergehen soll ... ") Fragen, Perspektiven und Richtlinien für die Entwicklung einer solidarischen, zukunftstauglichen Gesellschaft vor. (Zum Thema bereitet die Stiftung MITARBEIT einen Band mit dem Titel ”Bürgerbeteiligung und Demokratie vor Ort" vor [erscheint voraussichtlich April 1997J.)

Kommunale Bürgerbeteiligung auf dem Prüfstand. Materialien und Beiträge zur Tagung der Stiftung MITARBEIT v. 13.-1S. September 1996 in der Evangel. Akademie Loccum. Zusammengest. v. Martin Rintaet». 115 S., DM 10,- (Stiftung MITARBEIT, Bornheimer Str 37, 0-53111 Bann, Tel.: 0228/60424-0)

 

Weiterer Literaturhinweis: Zum Thema Partizipationsverfahren unter besonderer Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen s. auch: Schütt, Norbert: Partizipation und Sozialarbeit. Diplomarbeit, vorgelegt bei Waldemar Stange (FH Nordostniedersachsen, Lüneburg. DM 15,- (zu beziehen beim Verfasser: Travelmannstr. 42, 23564 Lübeck, Tel.: 0451/796553) W Sp.