Nachhaltigkeit in der Ökologie

Ausgabe: 2001 | 4
Nachhaltigkeit in der Ökologie

Nachhaltigkeit in der ÖkologieDer Terminus „Nachhaltigkeit“ bezeichnet eine Entwicklung, die ökologisch vertretbar ist und die Rechte künftiger Generationen entsprechend berücksichtigt. Dabei – und darauf nimmt der vorliegende Sammelband einer Vortragsreihe, inspiriert vom Motto „Mensch-Natur-Technik“ der EXPO 2000 in Hannover Rücksicht – ist der fächerübergreifende Dialog besonders wichtig, da fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens tangiert sind. Neben Politik und Wirtschaft, Geistes- und Naturwissenschaft kommt der Philosophie dabei eine nicht unbedeutende Rolle insofern zu, als grundlegende philosophische Prinzipien, unsere moralischen Pflichten und ethischen Wertvorstellungen angesprochen werden. Nicht zuletzt geht es um einen „sachlichen Gesamtüberblick über die mannigfaltigen Facetten des Problems“ als Grundvoraussetzung umsetzbarer Lösungsvorschläge.


Der Philosoph und Politologe Vittorio Hösle wartet eingangs mit neuen Fakten zur Umweltkrise (vom Artensterben über die Reduktion der Getreideanbauflächen bis hin zur Klimaveränderung) auf, um anschließend das Gerechtigkeitsproblem im Umweltverhalten, insbesondere die Schwierigkeiten der Verwirklichung intergenerationeller Gerechtigkeit anzusprechen.


Hubert Wiggering (Institut für Geoökologie, Postdam) und Michael Hahn (Mitarbeiter beim Rat von Sachverständigen für Umweltfragen, Wiesbaden) zeigen am Beispiel der Nutzung von Steinkohle, welche Auswirkungen die anthropogene Anwendung auf die Umwelt-medien (Boden, Wasser, Luft) hat. Als Lösungsvorschlag wird die Notwendigkeit der Festlegung von Umweltqualitäts- und Umwelthandlungszielen auf Basis von Kenngrößen (Umweltindikatoren) zur Abbildung und Kennzeichnung von komplexen Sachverhalten genannt.


Als „echte Jahrhundertaufgabe“ sieht der Landschaftsökologe Wolfgang Haber die Korrektur der Hauptursachen der Umweltbelastungen, wobei es für ihn besonders darauf ankäme, „die noch lern- und prägungsfähige heranwachsende Generation auf dieses Ziel hin nachhaltig zu beeinflussen“ (S. 95).


Der Psychologie Ernst-Dieter Lantermann beschäftigt sich mit jenen Prozessen, „die einen mehr oder weniger erfolgreichen Umgang mit komplexen Problemräumen bestimmen“ (S. 114). Er hält die „Versinnlichung“ sinnlich kaum vermittelbarer, abstrakter Systemeigenschaften und Zusammenhänge für unbedingt notwendig, zugleich aber für ein wesentliches Hindernis bei der Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit Umweltproblemen. Sogar eine Weltinnenpolitik (vor Jahren schon von Ernst U. v. Weizsäcker proklamiert), „die versucht, auf eine Globalisierung der Ökonomie mit einer Globalisierung der Politik zu antworten“ (S. 229), wird wieder einmal von Michaele Hustedt (MdB) strapaziert. Das heißt für die energiepolitische Sprecherin der Grünen, dass wir die Entwicklungsländer in die Lage versetzen müssen, nicht unsere Fehler zu wiederholen, sondern schon beim Aufbau ihrer Industrie einen nachhaltigen Weg zu beschreiten.


Abschließend diskutiert der Philosoph Klaus M. Meyer-Abich die Abhängigkeit der ökologischen Ethik vom Menschenbild und plädiert dafür, uns gegenüber der natürlichen Mitwelt anders zu verhalten als bisher – im Sinne eines „Mitseins mit anderen“ (S. 262). A. A.

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