Information und Entropie

Ausgabe: 1993 | 2

Die Studie Binswangers geht von zwei Themen aus, die die ökonomische Diskussion seit den siebziger Jahren beherrschen:

 - den Auswirkungen ökonomischer Prozesse auf die Natur und

- dem Übergang der Industriegesellschaften zu "Informationsgesellschaften ",

Binswanger untersucht die in diesem Zusammenhang dominierende These, wonach sich eine postindustrielle Gesellschaft mit ihrer „Informatisierung" der Wirtschaft entlastend und positiv auf die äußere Natur auswirke, da sie den Verbrauch materieller Ressourcen durch die Verarbeitung immaterieller (eben Informationen) ersetze. Zu diesem Zweck integriert der Autor ökonomische Theorien mit naturwissenschafltichen Ansätzen wie dem Entropiegesetz. Aus dieser Sichtweise kann er die vorherrschende Meinung, daß die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch einen Schritt zur Ökologisierung der Gesellschaft darstelle, als falsch entlarven. In Wahrheit ist die Informationsgesellschaft eine Folge des entropischen Charakters industriellen Wirtschaftens, aber keineswegs dessen Ersatz. Neue Informationsstrukturen haben wohl ökonomischen Wert, da sie eine höhere Ressourcennutzung begünstige, aber keinen ökologischen Wert, weil der absolute Rohstoff- und Energieverbrauch in den Industriegesellschaften nicht zurückgegangen ist, sondern sich noch erhöht hat. Tatsache ist also, daß Rohstoffeinsparungen mittels effizienterer Nutzung durch die Ausweitung des Produktionsvolumens mehr als wettgemacht wurden. Für die Informationsgesellschaft läßt sich daher der Schluß ziehen, daß sie bisher lediglich der ökonomischen Effizienz gedient hat. Hier muß eine Trendumkehr einsetzen: Die Informatisierung der Gesellschaft muß ökologischen Zielen verpflichtet sein, nur dann kann sie einen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaftsweise leisten und eine wünschenswerte Zukunftsperspektive darstellen. J. P.

Binswanger, Mathias: Information und Entropie. Ökologische Perspektiven des Übergangs zu einer Informationswirtschaft. Frankfurt/M. (u.a.): Campus Verl., 1992. 3965., DM 88,- / sFr 74,60 / öS 686,40