
In seinem letzten Buch „Think Again“ hat sich Adam Grant mit flexiblem Denken beschäftigt. Intelligenz nur als die Fähigkeit zu begreifen, zu denken und zu lernen, reiche heute nicht mehr aus. So seine These. Wichtiger wird die Fähigkeit, umzudenken und umzulernen. Nach der Intelligenz knöpft sich Grant nun den Erfolgsbegriff vor. In „Hidden Potential“ geht es um die in uns schlummernden verborgenen Möglichkeiten. „In jedem Menschen steckt ein verborgenes Potenzial“, lautet Grants Ausgangsthese (S. 13). Mit seinem neuem Buch will er eine Anleitung geben, wie wir dieses Potenzial freisetzen können. Und er definiert auf diesem Weg Erfolg neu.
Grant stellt die gängige Vorstellung, nach der Härte und Leistung über Erfolg entscheiden, radikal infrage. Und mit ihr das statische und monokausale Denken in Erfolgsfaktoren. Das ist vielleicht der entscheidende Punkt an diesem Buch: Adam Grant verabschiedet sich von statischem Denken in den Kategorien Start-Ziel-Erfolg. Dynamik und Flexibilität, die Elemente, die er in den Intelligenzbegriff einbrachte, bestimmen nun auch die Neufassung des Erfolgsbegriffs. Es geht nicht statisch um Ausgangsbedingungen und Ziele, sondern um den Weg, der zur Freisetzung verborgener Potenziale führt. Es geht um Entwicklung: Entscheidend sind nicht die Startbedingungen, entscheidend ist auch nicht, wie groß der Einsatz und wie perfekt das Ergebnis ist. Entscheidend ist der Weg, den man zurücklegt, die Entwicklung, die man vollzieht. Nicht auf Zielerreichung liegt der Fokus, sondern auf Wachstum. Und „Wachstum hat weniger damit zu tun, wie hart man arbeitet, als damit, wie gut man lernt.“ (S. 62) Lernen, seine Potenziale entwickeln, besser werden, das ist das zentrale Motiv, das Grant herausarbeitet. „Besser werden beim Besserwerden“, ist die Maxime (S. 31).
Soweit in aller Kürze. Resümee: Mit seinem Buch legt der Autor Bausteine einer Lerntheorie vor, die nicht nur neuere Erkenntnisse aus Hirnforschung und Pädagogik einbezieht, sondern auch an das Wissen aus Entrepreneurship und Startupkultur andockt. Früh und oft Fehler zu machen zum Beispiel. Entscheidend dabei: Es gilt, seinen eigenen Lernstil zu entwickeln, dabei auf Rat und Unterstützung anderer zu bauen und wiederum anderen Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Grant denkt Lernen nicht als nicht bloß individuellen, sondern als kollaborativen Vorgang.