Grundlagen einer nachhaltigen Wirtschaftslehre

Ausgabe: 2013 | 3

Abschließend sei hier noch kurz das umfangreiche Lehrbuch von Holger Rogall „Grundlagen einer nachhaltigen Wirtschaftslehre“ vorgestellt. In insgesamt 30 Kapiteln stellt der Autor alle wesentlichen Aspekte von Wirtschaft von den unterschiedlichen Denkschulen und Erklärungsmodellen in den Wirtschaftswissenschaften über die Ansätze und Bereiche der Wirtschaftspolitik bis hin zu Fragen der globalen Entwicklung dar. Einführungen in die jeweiligen Thematiken inklusive Begriffsbestimmungen folgen Bewertungen des Autors aus der Sicht einer nachhaltigen Ökonomie. Jedes Kapitel endet im Sinne eines Lehrbuchs mit weiterführenden Literaturhinweisen sowie Fragen zum „Stoff“. Rogall versteht es, wirtschaftliche Zusammenhänge anschaulich zu erklären, etwa – um ein aktuelles Beispiel zum Schwerpunkt dieses PZ-Kapitels zu nennen – wie Geldschöpfung durch die Banken funktioniert, welche Theorien es zu Inflation oder Kredit und Schuld gibt und wie diese im Lichte aktueller Entwicklungen zu beurteilen sind. So greife etwa die Begründung des Zinses bzw. von Renditen damit, „dass der Kreditgeber auf gegenwärtigen Konsum verzichtet und dafür entschädigt wird“ (S. 391), heute nicht mehr: „Die Mehrzahl der Kapitalgeber schränkt sich heute wohl kaum mehr ein, sondern fordert eine Vermehrung ihres Kapitals als Selbstzweck.“ (ebd.) Sinkende Zinsen würden –  wie im Say´schen Theorem vorgesehen – auch nicht immer zu mehr Investitionen und Konsum führen, denn Kapitalgeber würden dann eben ins Ausland ausweichen. Überdies würden - was ja mittlerweile zur Genüge bekannt ist - immer mehr Teile des Sparvolumens „für (nicht wertschaffende) Spekulationen verwendet“ (S. 392). Rogall listet einmal mehr die vielen Vorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte sowie zu einer sich globalisierenden Wirtschaft (die durchaus begrüßt wird) auf und schließt mit Ausblicken zu einem „Nachhaltigen Umbau der Industriegesellschaften“. Es ist das große Verdienst dieses Lehrbuches, das auch durch Online-Materialien ergänzt wird (www. nachhaltige-oekonomie.de), dass es die herkömmlichen Sichtweisen auf Wirtschaft durch innovative Ansätze ergänzt, etwa im Bereich neuer Arbeitszeitmodelle, der Bepreisung der Umwelt oder neuer Entwicklungspolitik, und damit zur Weiterentwicklung der Wirtschaftslehre Wesentliches beiträgt. Widersprüche werden durchaus benannt, aber der Autor geht davon aus, dass eine sozialökologische Marktwirtschaft in einem regulierten Kapitalismus möglich ist. H. H.

 Rogall, Holger: Grundlagen einer nachhaltigen Wirtschaftslehre. Volkswirtschaftslehre für Studierende des 21. Jahrhunderts. Marburg: Metropolis, 2011. 832 S., € 29,- [D], 29,90 [A], sFr 39,-

ISBN 978-3-89518-860-2