Der am weitesten gehende Vorschlag weg von der Erwerbsarbeits- hin zur Tätigkeitsgesellschaft wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen, das jedem Mitglied der Gesellschaft ein Existenzminimum unabhängig von Erwerbsarbeit ermöglicht. Mehr noch als die Finanzierbarkeit sind es Akzeptanzprobleme, die dieses Modell derzeit freilich als politisch unrealistisch erscheinen lassen. Grundeinkommen wird dann als ungerecht empfunden, wenn es „als Brechung der Verpflichtung zu arbeiten“ gedeutet wird, so das Ergebnis einer Untersuchung „Grundeinkommen und Werteorientierungen“ von Michael Opielka und anderen. Ungerecht ist demnach „die Alimentierung von Menschen, die dieser nicht bedürfen“ (S.140). Wenn jedoch die gegenwärtige Arbeitsgesellschaft und der Sozialstaat als ungerecht wahrgenommen werden, erscheine hingegen „die Befreiung von Repression (im Arbeitsleben und als Bedürftigkeitsprüfung) und ermöglichte wirtschaftliche Inklusion als gerecht“ (ebd.).
Am besten korrespondiere das Grundeinkommen mit Deutungen, „die vom Normativ der Erwerbsarbeitsgesellschaft Abschied nehmen und für alternative Formen von Arbeit eintreten“, so die Autoren. Dagegen könnten Deutungen, die ausschließlich auf Erwerbsarbeit fokussieren, Grundeinkommen nicht als Institution der Einkommensverteilung akzeptieren. (S. 132)
„Da die Idee des Grundeinkommens die Angst der Bevölkerung nur durch Freiheit, der Freiheit vom Zwang zur Arbeit ersetzt, dem Sozialstaat insgesamt aber weniger Handlungsspielraum lässt, ist kaum zu erwarten, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung für ein Grundeinkommen aussprechen würde“, so das Resümee der Studie (S. 70). H. H.
Grundeinkommen und Werteorientierungen. Eine empirische Analyse. Opielka, Michael ... (Mitarb.). Wiesbaden: VS-Verl, 2009. 166 S., € 24,80 [D], 25,60 [A], sFr 42,30 ; ISBN 978-3-531-16795-4