Globale Krise, Weltbürgertum und WeItföderation

Ausgabe: 1996 | 3

"Das Überleben der Menschheit, ein unteilbar planetares Thema, kann nicht von den Diplomaten nationaler Parteien und Polit-Fraktionen erfolgreich behandelt werden. Die faule Frucht von solch kleinbürgerlichen Verhandlungen der nationalen Parteifunktionäre sind Ver-Tagungen der Konsequenzen bis zu einem globalen Crash, gegen den der ,Schwarze Freitag von 1929' ein relativ harmloses Vorspiel war." Dieses Zitat, einem Schreiben ar das Generalsekretariat des Club of Rome vom 3. Oktober 1995 entnommen, mag andeuten, mit welchem Eifer sein Verfasser die Idee einer Weltföderation vertritt. Daß Stephan Mögle-Stadel - derzeit u. a. Bundesvorsitzender der" Weltföderalisten Deutschlands" - indes nicht nur starke Worte findet, sondern auch Taten setzt, dokumentiert an dieser Stelle ein Brief an Bundespräsident Roman Herzog, in dem aus kosmopolitischen Gründender Verzicht auf die nationale Staatsbürgerschaft dargelegt wird. U. a. mit der Erörterung von Kants Schrift "Zum Ewigen Frieden", einer Darstellung und Diskussion der Global-Governance-Thesen des israelischen Politikwissenschaftlers Yehezkel Dror, einer auf authentische Dokumente gestützten Würdigung des US-amerikanischen Pioniers der Weltbürgerbewegung Garry Davis und einer Kurzbiographie von UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld werden Wegbereiter und -begleiter einer politischen Neuorientierung vorgestellt, von der mit guten Gründen anzunehmen ist, daß sie den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vielfach besser gewachsen wäre als die derzeit gehandhabten Instrumentarien der Weltpolitik. . Eine sich anschließende, in ihrer Zusammenstellung und Autorenschaft leider unübersichtliche Dokumentation von Texten zur Geschichte und zum aktuellen Stand des Weltföderalismus enthält u. a. einen mehr als 60 Seiten einnehmenden Verfassungsentwurf für eine Weltregierung (gegen den sich die schon hinlänglich komplizierten Strukturen der EU wie die Satzungen einer Familienkonferenz ausnehmen). Ohne das Erfordernis effizienter Mechanismen zur Regelung planetarer Aufgaben durch supranationale Organe in Frage zu stellen: Es sollten darüber die vielen konkreten Schritte, die dezentral gesetzt werden, nicht vergessen werden. Anstelle einer zuweilen unangenehm elitären Argumentation eines extravaganten Stils, der den vermeintlich tieferen Sinn verfehlt - "Unter-Haltung" oder "betr-offen" =, hätte eine weitergehende Auseinandersetzung darum, wie die zwischen der Vision einer wirkungsvoll" verfaßten " Weltföderation und der alltäglichen Praxis zukunftsfähigen Handelns oszillierende Fürsorge um den Planeten koordiniert werden kann, die Darstellung noch bereichert. WSp.

Mögle-Stadel, Stephan: Die Unteilbarkeit der Erde. Globale Krise, Weltbürgertum & WeItföderation. Eine Antwort an den Club of Rome. Bonn: Bouvier, 1996.266 S.

 

Zwei weitere Titel zu dieser wichtigen Thematik:

  • Brauer, Maja: Weltföderation. Modell Globaler Gesellschaftsordnung. Mit einem Geleitwort von Ossip K. Flechtheim. Frankfurt/M.: P Lang, 1995, 374 S. (Europäische Hochschulschriften, Reihe XXXI, Politikwissenschaft, Bd. 286)
  • Flechtheim, Ossip K.: Ist die Zukunft noch zu retten? Weltföderation - Der Dritte Weg ins 21. Jahrhundert. Überarbeitete und aktualisiert Neuausgabe des 1987 erschienenen Titels, hrsg. v. Stephan Mögle-Stadel. Frankfurt/M.: 1995, 339 S.