Die Methode, Lebewesen als physikalisch-chemische Maschinen zu betrachten, wird deren Besonderheiten in keinster Weise gerecht. Deshalb sehen sich die Herausgeber veranlasst, die Grenzen reduktionistischer Naturbetrachtung aufzuzeigen und auf die Notwendigkeit umfassender Modelle hinzuweisen. Es werden die in Fortschrittsberichten der Biologie vielfach erörterten Probleme diskutiert. Einleitend beschäftigen sich die Herausgeber mit der Frage, was eigentlich daran zu kritisieren sei, wenn Krankheiten geheilt oder vermieden, Hunger und Elend überwunden werden können? Sie halten dagegen, dass die in der Naturwissenschaft beschworene Verantwortung für das Leben mit der Frage nach den Grundlagen und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis beginne. Zu oft wird aber Erkenntniskritik in einem Klima blinder Wissenschaftsgläubigkeit schnell mit Ablehnung oder Ignoranz wissenschaftlicher Erkenntnis verwechselt. Der erste Teil des Buches macht deutlich, dass Erkenntniskritik in angewandter Wissenschaft nicht sonderlich verbreitet ist. Im zweiten Teil stehen die Folgen zur Diskussion, Lebewesen auf der elementaren Ebene aller Lebensvorgänge zu erforschen und somit technisch-medizinisch kontrollierbar zu machen. Der Frage, wie wir verhindern können, dass der Triumph des Reduktionismus zu einem Pyrrhussieg wird, stellen sich u.a. Reinhard Löw, James D. Watson, Erwin Chargaff, Roger Lewin und Thure von Uexküll. Biologie Es ist geboten, die KIuft zwischen wissenschaftlich-technischem und ökonomischen Fortschritt auf der einen, sozialem Fortschritt und öffentlichem Interesse auf der anderen Seite zu verringern. Wir selbst treffen diese Entscheidung. Soziale Konsequenzen und die Frage nach ökologischen Risiken müssen in den Mittelpunkt der Diskussion rücken.
Die zweite Schöpfung. Geist und Ungeist in der Biologie des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Jost Herbig ... München (u.a.): Hanser, 1990. 5365., DM 49,801 sFr 44,10 1 öS 388,40