„Einer lautstarken Minderheit ist es über die Jahre gelungen, Debattenräume bei uns einzuschränken und die Grenzen des Sagbaren enger zu ziehen. Der moralische Druck der Political Correctness und Cancel Culture hat nicht nur die Lage an den Hochschulen verändert, sondern Einzug in alle gesellschaftlichen und politischen Felder gehalten.“ (S. 8) Mit diesem Beginn macht Ulrike Ackermann, Politikwissenschaftlerin und Leiterin des John-Stuart-Mill-Instituts für Freiheitsforschung zu Beginn ihres neuen Buches klar, worum es auf den folgenden 176 Seiten gehen wird.
Sie stellt darin eine Vielzahl von Situationen dar, anhand derer sie zu belegen versucht, dass dieser neue Druck zu einer Schweigespirale führt. Den Begriff übernimmt sie von der Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann. Jeder Mensch habe das Bedürfnis nicht in soziale Isolation zu geraten und beobachte deshalb, wie sein Verhalten und die eigenen Aussagen bei anderen Menschen ankommen. Daraus lerne man, welches Verhalten auf Opposition stoßen würde. In der Folge schweige man bei bestimmten Themen, anstatt das Risiko einzugehen, an den Rand gedrängt zu werden.
Von wem geht nun die Bedrohung aus? Die Postcolonial Studies und die Critical Social Justice Theorie seien in einer Weise ideologisch und politisch aufgeladen, dass von kritischer wissenschaftlicher Analyse, Methode und Auseinandersetzung kaum noch die Rede sein könne, so Ackermann. (S. 78) Dieser Mechanismus der Schweigespirale sei in vollem Gange. Von den Universitäten dringe eine „linke Identitätspolitik“ in die Gesellschaft ein, eine Minderheit wolle die Mehrheit „umerziehen“. (S. 11)
Die Beispiele, die diese weitgehende und schwerwiegende These untermauern sollen, sind vielfältig. Den kritisierten Gegenstand bekommt man leider kaum zu fassen, zu verschieden sind die Vorgänge, die als Beispiele angeführt werden. Das kritisierte Gegenüber bleibt leider Karikatur. Auch die Einschränkung der Denkräume wird eher episodenhaft gezeigt, die Gesamtbedeutung einer solchen „Schweigespirale“ ist weiterhin kaum bestimmbar.