Die 19köpfige "Gruppe von Lissabon" wurde von Riccardo Petrella (Katholische Universität Louvain und Vorstand von FAST, Prognostik und Bewertung in Technik und Wissenschaft der Europäischen Kommission) initiiert und von der Calouste-Gulbenkian-Stiftung als Teil des Projekts "Portugal 2000" gesponsert; Petrella war auch für den vorliegenden Report federführend. Die Gruppe stellt fest, daß sich in den letzten 20 Jahren eine neue Ära des Wettbewerbs entwickelt habe, insbesondere in Zusammenhang mit der Globalisierung der Wirtschaft. Aber der Wettbewerb sei nicht länger ein Mittel zum Zweck, sondern habe "den Status eines universellen Credo, einer Ideologie angenommen". Wettbewerb um des Profits willen als einziges übergeordnetes Ziel von Firmen ist aber als Hauptbeweggrund für private und öffentliche Entscheidungen in einer zunehmend von globalen Prozessen, Problemen und Abhängigkeiten gekennzeichneten Welt nicht zu rechtfertigen. Wettbewerb zwischen Firmen allein kann die langfristigen Weltprobleme nicht in den Griff bekommen, es braucht vielmehr eine neue Generation globaler Kontrakte, um die besten kooperativen Lösungen für die größtmögliche Zahl von Menschen und Nationen zu finden:
- Der Grundbedarfskontrakt betrifft die Wasserversorgung für 2 Mrd. Menschen, Wohnung für 1,5 Mrd., Energie für 4 Mrd. Die Teile dieses Kontrakts wären in einer Reihe von Vereinbarungen zwischen Firmen, staatlichen Stellen, Finanzinstitutionen und Stiftungen abzuschließen.
- Der Kulturkontrakt dient zur Unterstützung von Maßnahmen, die die Toleranz und den Dialog zwischen Kulturen fördern, wobei fortgeschrittene Informationstechnologie und der öffentliche Raum extentiv genutzt werden sollten.
- Der Demokratiekontrakt zielt auf die Einrichtung einer globalen Bürgerversammlung bis zum Jahr 2000, die als Forum für die Parlamente der Welt dient. Eine sofortige Aufgabe wäre die Definition von Elementen einer Welt-Staatsbürgerschaft.
- Der Umweltkontrakt sollte für eine beschleunigte Realisierung der Verpflichtungen der "Agenda 21 " für eine nachhaltige Entwicklung sorgen, wie sie von der UNCED-Konferenz 1992 in Rio formuliert wurden.
Weitere Aussagen werden getroffen über ein wirksames globales Regierungssystem, über lokale Aktionen angesichts des neuen Paradigmas der Globalisierung und über die kulturelle Vielfalt. Insgesamt geht es darum, daß "der Imperativ des wirtschaftlichen Wettbewerbs nicht den Planeten regieren kann"; kooperative Koexistenz und Verwaltung sind realistische und wirksame Alternativen. W. R.
Limits of Competition. The Group of Lisbon. Cambridge/Mass., USA: MIT Press, 1995. 167 S.