Die Geschichte der Anti-AKW-Bewegung

Ausgabe: 1997 | 4

Der Widerstand gegen die Atomtechnologie in allen Formen - vom Uranabbau über die Atomkraftwerke bis zur Atommüllagerung - ist längst zu einem zentralen Mobilisierungselement der Umweltbewegungen geworden. Wie mühsam und gefährlich das Engagement war und weiter ist, darüber berichtet - als zentraler Teil des Buches - eine detaillierte und mit Fotos illustrierte Chronik Sie reicht von den Anfängen des Widerstandes im Jahr 1971 bis zum dritten Castor-(Atommüll-)Transport nach Gorleben im März 1997. Akribisch werden Massendemonstrationen wie auch kleine, kreative Aktionen aufgelistet. die in ihrer Summe wenigstens in Deutschland den   Bau weiterer AKWs und WMs - nicht aber der anderer Atomanlagen - verhinderten. Damit machen die Autoren den erbitterten und verbitternden Kampf gegen eine Polizeimacht deutlich, die die Interessen der Atomstrategen in Wirtschaft und Politik - u.a. mit Gewalt, Bespitzelung, Kriminalisierung und enormen Geldmitteln - durchsetzen und schützen muß. Das führte bei dem militanten, autonomen Teil der Bewegung dazu, diesen Staat generell in Frage zu stellen. In den knappen Meldungen "von den Fronten", aber auch in einigen kommentierenden Beiträgen wird der politische Standort einiger Autoren deutlich. So stellen diese öfters militante, zum Teil auch gewaltsame Protestaktionen (z.B. die Zerstörung von Strommasten) gegenüber dem weniger spektakulären, gewaltfreien Widerstand als die effektiveren dar. Ähnlich kritisch abwertend werden auch das Engagement prominenter Aktivisten (wie Robert Jungk), politische Lobbyarbeit und ein "Rückzug in Alternativenergieprojekte" kommentiert oder einfach verschwiegen. Trotz mancher Erschöpfungserscheinungen hat die in den Jahrzehnten entwickelte Widerstandskultur weit über die Brennpunkte des Kampfes hinaus ausgestrahlt und das Ringen um Grundrechte, soziale Gerechtigkeit und Demokratie auch in anderen Bereichen maßgeblich geprägt. M. Rei.

 ... und auch nicht anderswo! Die Geschichte der Anti-AKW-Bewegung. Hrsg. v. d. Redaktion des Atom Express. Fotos v. Günter Zint Göttingen: Die Werkstatt 1997. 285 S., DM 39,80/ sFr 35,80 / öS 290