Die digitale Bibliothek

Ausgabe: 1997 | 4

Mit dem Aufkommen der neuen Technologien der Datenfernübertragung und insbesondere des Internet gibt es immer wieder Stimmen, die den wissenschaftlichen Bibliotheken, ja dem Buch überhaupt ein nahes Ende prophezeien. Der Zeit-Redakteur Zimmer unternahm es nun in einer vierteiligen Zeit-Serie, die zugleich im Internet publiziert wurde, diese Prognose auf ihre Plausibilität abzuklopfen und Perspektiven künftigen wissenschaftlichen Arbeitens auszuleuchten. Zunächst setzt er sich mit dem Konzept einer globalen virtuellen Bibliothek auseinander und weist nach, daß es schon aus finanziellen Gründen angesichts der exponentiellen Zuwachsraten wissenschaftlicher Veröffentlichungen nie dazu kommen wird; die Aufgabe lautet bereits Informationsabwehr statt Informationszuwachs. Es ist schon jetzt absehbar, daß Volltexte im Netz nur in bestimmten Bereichen nachgefragt werden und die eigentliche Stärke der Netze im Nachschlagen liegt; für beide Ansätze werden einige Beispiele dargestellt. Freilich wird sich die Art und Weise wissenschaftlicher Recherche ändern: schon längst haben die OPACs (Online Public Access Catalogues) die alten Zettelkästen ersetzt und sind weltweit miteinander vernetzt. Auch das wissenschaftliche Publizieren scheint sich immer mehr vom Papier zu lösen und in elektronische Diskussionsgruppen und "E-Journale" auszuwandern; andererseits sind Fragen des Urheberrechts (und damit des Entgelts) und der Authentizität bislang nur im Druck (P-Journale) gelöst (Zimmer stellt auch hier einige Beispiele für beide Arten vor); für die nächsten 15, 20 Jahre ist eine parallele Existenz beider am wahrscheinlichsten. - Im Internet enthält die Zeit-Serie als fünften Teil noch ein 67 Links umfassendes Verzeichnis über Literatur im Web (E-Text), Bibliotheken und Kataloge im Web, elektronische Fachzeitschriften (E-Journale) und schließlich die Bibliografie zur Serie selbst. LN. R.

Zimmer, Dieter E: Die digitale Bibliothek. In: Die Zeit 1997. 12. Sept - 2. Okt; Nr. 38-41