In der aktuellen, vielfach verkürzten und oberflächlichen Diskussion um die Bedeutung des Islam und seine politischen Ziele im Nahen Osten werden so gut wie ausschließlich Meinungen in Form von Kommentaren und Analysen verhandelt. Selten jedoch werden programmatische Schriften und Reden von Vordenkern des politischen Islams im Original wiedergegeben und kritisch reflektiert. Imad Mustafa, 1980 in Deutschland geboren, leistet als Politologe und freischaffender Publizist mit dem hier vorgelegten Buch einen wertvollen Beitrag, diesem Defizit entgegenzuwirken. Anhand von Originaltexten von führenden Vertretern muslimischer Reformbewegungen zeigt er die Entwicklung von Ideen und politischen Utopien seit Beginn des 19. Jahrhunderts ebenso auf wie die Entstehungsgrundlagen eines religiös-ideologischen Selbstverständnisses islamischer Bewegungen und Parteien. Anhand ausgewählter Texte werden Grundzüge der islamischen Politik zwischen Staatlichkeit und nationalem Widerstand ausgeleuchtet und sozial-ökonomische Positionen wie das „Zakat“ als „freiwillig-obligatorischer Modus sozialer Wohlfahrt“ oder auch die Grundzüge einer islamischen Wirtschaft mit dem Postulat menschlicher Würde als höchstem Ziel erläutert. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis einer fremden Kultur und zur Verständigung jenseits politischer Manipulation. Walter Spielmann
Mustafa, Imad: Der politische Islam. Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah. Wien: Promedia-Verl., 2014 (2. Aufl.). 230 S., € 17,90 [D], 25,10 [A], sFr 19,20
ISBN 978-3-85371-360-0