Daniel Mullis

Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten

Ausgabe: 2025 | 3
Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten

Daniel Mullis analysiert anhand von Interviews die Mechanismen und Dynamiken, die das Erstarken rechter und rechtsextremer Bewegungen in Zeiten gesellschaftlicher Krisen begünstigen.

Den Fokus bildet dabei die sogenannte gesellschaftliche Mitte, die laut Mullis lange als Hort der Demokratie galt, aber nicht mehr per se als stabilisierender Faktor angesehen werden kann, sondern als Reaktion auf soziopolitische Veränderungen und Unsicherheiten zunehmend anfälliger für rechte Ideologien und Rhetorik wird.

Mullis zeigt, wie diese Mitte immer mehr von progressiven Werten abrückt, wie eine schleichende Verschiebung von Einstellungen und Werten stattfindet, wie ein defensives und exkludierendes Denken mehr und mehr Raum gewinnt. Diesen Wandel versteht Mullis als Basis für den Erfolg rechter Bewegungen und bezeichnet ihn dabei als „Regression der Mitte“. Diese Entwicklung, der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten, führt der Autor unter anderem auf den Wunsch nach Stabilität bei einer stattdessen durch mannigfaltige Krisen durchwachsenen Gegenwart zurück. Das Propagieren einfacher Lösungen für komplexe Herausforderungen und damit eben gezielt politisches Ausnutzen von Krisen verortet Mullis klar bei Rechten Bewegungen: geliefert werden lediglich Scheinlösungen, die Orientierung und Sicherheit suggerieren.

Mullis macht in dem Zusammenhang besonders deutlich, dass jedwede Krise nicht für sich allein steht bzw. kontextlos betrachtet werden kann, sondern bereits existierende gesellschaftliche Brüche und Ungleichheiten offenlegt. Auf Neoliberale Ideologien verweist er dabei als Katalysator, sieht sie über Jahrzehnte hinweg solidarisches Handeln untergraben. Gleichzeitig übt der Autor Kritik an progressiven Kräften, erkennt vertane Möglichkeiten Krisen als Chance für Solidarität und (soziale) Innovation zu nutzen, und damit also eine positive Vision für die Zukunft zu vermitteln. Mullis fordert eine progressive Politik, die nicht auf populistische Rhetorik eingeht, sondern demokratische Teilhabe als Wert und Ziel stärkt, sich den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellt. Ein empfehlenswertes Buch.