Das ökonomisch und ökologisch sinnvollste Verkehrsmittel - die Bahn - ist in Gefahr. Sie wird durch das System der Hochgeschwindigkeitszüge und der damit verbundenen Strukturveränderungen bedroht und langfristig ruiniert. Wolfgang Zängl, Gründungsmitglied der Gesellschaft für ökologische Forschung in München, leuchtet mit seiner gut recherchierten Dokumentation die Hintergründe des Hochgeschwindigkeitsverkehrs der europäischen Bahnen aus und bezieht dabei soziale Aspekte mit ein. Die ICE-Züge der Deutschen Bundesbahn (DB) hält der Autor für ein teures Verkehrsmittel, das für eilige Manager konzipiert wurde und nur Ballungszentren miteinander verbindet. Neben dem gigantischen Landschaftsverbrauch für Neubautrassen ist dem Verfasser der gestiegene Energieverbrauch Beweis für die Sinnlosigkeit dieser Züge. Von 1990 zu 1991 ist der Bahnstromverbrauch wegen der Einführung des neuen Zugsystems um 7,4% gestiegen, wobei im Jahr 19~8 nur etwas mehr als 1 % der Gesamtfahrgäste von diesen Zügen bedient wurde. Das ICE-Zugsystem hat somit zur Folge, daß ein "sinnvolles, flächendeckendes, umweltschonendes, langlebiges, soziales und bezahlbares Verkehrsmittel möglichst aufwendig, gründlich und endgültig ruiniert" wird. Selbst ökonomisch betrachtet, ist der ICE-Start also ein Flop, der die Bahn in die Privatisierung treibe. Verdient haben am „Managerzug" nur die großen Konzerne, die mit derartigem großtechnischen Bauvorhaben vertraut Sind. Praktischerweise sind im Beirat der DB gleich "14 mehr oder weniger direkte Zulieferer der DB" (insgesamt 25 Mitglieder) vertreten. Fur die Bahn einer wünschenswerten Zukunft werden drei Hauptforderungen herausgearbeitet: 1: ein Tempolimit für die Bahn von 200 km/h; 2: Verzicht auf neue Hochgeschwindigkeitsstrecken; 3: Bahn als Verkehrssystem für alle: benutzerfreundlich, bezahlbar, demokratisch, sozial sowie ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Denn, so wird Karl Kraus besonders treffend zitiert: "Was nützt Geschwindigkeit, wenn der Verstand ausläuft?" M. K.
Zängl, Wolfgang: ICE. Die Geisterbahn. Das Dilemma der Hochgeschwindigkeitszüge. München: Raben-Verl., 1993. 133 S., DM 22,- / sFr 18,70 / öS 171,60
