Christsein 2001. Glauben, Erwartungen und Hoffnungen

Ausgabe: 1999 | 2

„Die Zukunft des Christseins im dritten Jahrtausend hängt wie in der bisherigen Geschichte des wesentlich ab von der Heilkraft des Glaubens, (...) Diese zeigt sich in der Kunst des gesunden (geglückten) Lebens, wie sie die frühchristliche Spiritualität als Konkretisierung des Evangeliums verstanden hat. (...) Der Weg zum gesunden Kern in uns selbst geht über das Gebet und die Meditation.” (Anselm Grün, S. 270) Diese zentrale Botschaft vermitteln zahlreiche der 131 namhaften Autorinnen und Autoren aus dem öffentlichen und kulturellen Leben, die in einem „vorausschauenden” Lesebuch Auskunft über ihren Glauben und Perspektiven des Christseins über das Jahr 2000 hinaus geben.

Religionssoziologen sprechen von einer säkularen Entwicklung in Europa, aber auch von einer „religiösen Renaissance” als Reaktion auf „moralischen Relativismus und Hemmungslosigkeit, als Bekräftigung von Werten wie Ordnung, Disziplin, Arbeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität” (Franz König, S. 26). „Die große Herausforderung für die Kirche, für das Christentum wird also sein, ob und wie wir (wieder) den Weg zu den Menschen finden (...) Diesen Weg zeigt uns kein theologisches Traktat, keine Instruktion, kein Dogma. Die Zukunft einer solidarisch-geschwisterlichen Kirche liegt in ihrem Ursprung: in Christus und in seinem Zeugnis im Neuen Testament.” (L. Leykauf, S. 312)

Glaube ist auf Hoffnung in Vernunft gegründet. So forderte Karl Rahner für das Christentum eine „Götzenbildzertrümmerung”, die „den Weg des Daseins wieder freiräumt in die Unbegreiflichkeit Gottes hinein. Der Gott der Pfaffen, formulierte er scharf, sei ein Gott, den es nicht gibt.” (H. Boventer, S. 117) In diesem Sinne wird „der endgültige Verzicht auf das unsinnige biologistische Dogma von der Menschwerdung Gottes zur Mannwerdung Jesu gefordert, so daß niemals eine Frau seine Stelle sakramental einnehmen könne.” (M. Motté, S. 352).

„Christen sind Weltbürger” und im dritten Jahrtausend „in besonderer Weise haufgerufen, sich einzusetzen für die Erhaltung des Friedens, für gewaltfreie Konfliktbewältigung, für soziale Gerechtigkeit und für Maßnahmen gegen die globale ökonomische und ökologische Krise”. (R. Süssmuth, S. 212) Die globalen „Zeichen der Zeit” deuten in Richtung eines „sich erweiternden und vertiefenden Kontaktes von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und spiritueller Wege, so daß asiatische Christen oder auch Angehörige anderer Religionen zukünftig in mehr als einer religiösen Tradition zu Hause sein werden.”(G. Evers, S. 207) Im Dialog der Kulturen und Religionen wird schließlich als Beitrag für einen neuen Gesellschaftskonsens im 21. Jahrhundert eine Weltordnung auf ethischer Grundlage, ein „Weltethos” eingefordert als eine Rückbesinnung auf „ein Minimum an humanitären Werten und Grundhaltungen”. Eine zukunftsweisende Hoffnung ist dabei, „was vor 2000 Jahren der Nazarener der Welt verkündet und vorgelebt hat: Güte, Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft, ja, Fürsorge, Teilen und Vergeben. Jesus Christus und seine Sache ist nach wie vor für viele Millionen Menschen Orientierung, Maßstab, Lebensmodell für das konkrete Leben. Und dies nicht gegen, sondern mit den anderen Religionen” (H. Küng, S. 200). H. Hk.

Christsein 2001. Erwartungen und Hoffnungen an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Hrsg. v. Johannes Röser. Freiburg: Herder, 1998. 383 S., DM 39,80 / sFr 38,- / öS 291,-