Warum der Westen weniger denken muss, um den Osten besser zu verstehen:
„Es ist wichtig, zu wissen und zu verstehen wie ein Volk fühlt und was es bewegt“ (S. 16), ist der Sinologe Marcus Hernig überzeugt, der seit 1992 vorwiegend in China lebt. Jenseits abstrakter Bilder erzählt er anhand der Gefühle Freude, Wut, Trauer, Angst, Liebe, Hass und Gier aus Konfuzius’ „Buch der Riten“ Geschichten, die uns eine Möglichkeit geben, China „aus dem Bauch heraus“ zu verstehen. Hernig verweist darauf, dass bei uns die Angst vor dem Unverstandenen, dem Neuen überwiegt. Angst sei meist ein Affekt des Nichtverstehens. „Angst entsteht, wenn Mitfühlen und Nachempfinden fehlen. Wenn die Bedrohung – begründet oder nicht – keine Möglichkeit mehr bietet, das, wovor man sich fürchtet, zu verstehen.“ (S. 19) Genau deshalb ist dieses Buch zu empfehlen, auch wenn es ob der Komplexität des Themas nur ein erster Schritt zu tieferem Verstehen sein kann.
Von Alfred Auer
Hernig, Marcus: Chinas Bauch. Warum der Westen weniger denken muss, um den Osten besser zu verstehen. Hamburg: Ed. Körber-Stiftung, 2015. 227 S., € 19,- [D], 19,60 [A] ; ISBN 978-3-89684-166-7