Business as Usual

Ausgabe: 2014 | 1

Totgesagte leben bekanntlich länger, heißt ein bekanntes Sprichwort. Dem Kapitalismus wurde seit 2007 des öfteren sein Ende vorhergesagt. Davon gänzlich unberührt existiert er heutzutage nach wie vor als Weltsystem. Paul Mattick, er lehrt Philosophie in New York, glaubt allerdings auch, dass der Kapitalismus am Ende sei und er prognostiziert einen schmerzhaften Tod des „kapitalistischen Alptraums“. Deshalb macht er sich – etwas halbherzig – auf die Suche nach einem neuen System von Produktion und Verteilung.

Aber bleiben wir zunächst noch bei der Sichtweise des Autors. In der freien Marktwirtschaft fallen alle relevanten Entscheidungen in den transnationalen Konzernzentralen. Allerdings werde dem Staat die Verantwortung für Fehlentscheidungen, die zu Massenarbeitslosigkeit, Armut oder Inflation führen, untergeschoben. Da die politischen Parteien stets auf einen Machtwechsel hofften, unterstützten sie dieses Verhalten bereitwillig, argumentiert Mattick. Mit Blick auf die historische Entwicklung legt der Autor weiters dar, dass sich die Situation von 2007 zwangsläufig aus der Großen Depression der 1970er-Jahre ergeben musste. Beide Spielarten des Kapitalismus, sowohl die keynesianische als auch die neoliberale Variante, waren nicht mehr zu stabilisieren.

Da der Zweck des Kapitalismus einzig und allein die Erhöhung der Profitraten und die Vermehrung des Kapitals sei, war die Entwicklung hin zu den Finanzblasen, die 2007 platzten, zwangsläufig. Mattick stimmt der Argumentation von Karl Marx zu, dass das Wesen des Kapitalismus eine Tendenz zur Krise zeitige, die sich in beständig wiederkehrenden Depressionen zeige und letztlich zum Untergang des Systems führe.

Was ist nun aber die Alternative zu dem alles zerstörenden, die Menschheit und den Planeten vernichtenden Kapitalismus? Zunächst gelangt der Autor zu der Ansicht, dass die Linke am Ende sei (S. 126) und er prognostiziert wirtschaftliche Schwierigkeiten auf Jahrzehnte hinweg. Er benennt Krieg weiterhin als alltägliches Phänomen des zeitgenössischen Kapitalismus, „das einen beträchtlichen Teil der Staatshaushalte beansprucht und auf die eine oder andere Weise die wirtschaftliche, soziale und politische Situation der Weltbevölkerung prägt“ (S. 127f.). Alles in allem wird der wirtschaftliche Niedergang, „wie zyklisch gebrochen er auch verlaufen mag, nur der Auftakt zu einer Krise des Gesellschaftssystems als solchem sein“ (S. 131). Die größte Unbekannte für die Zukunft des Kapitalismus, so Mattick, wird die Hinnahmebereitschaft der Weltbevölkerung sein, „deren Leben durch die Probleme des bestehenden Gesellschaftssystems verwüstet wird“ (S. 131). Auch wohl deshalb kommt er auf die Idee, in Zeiten zusammenbrechender Ökonomien der Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle zukommen zu lassen. Etwas vage träumt der Autor schlussendlich von einer Konstruktion eines neuen Systems von Produktion und Verteilung. Die Voraussetzung für eine erstrebenswerte Zukunft bestehe letztlich darin, das zunehmend dysfunktionale, dem Zwang des privaten Profitmachens und der Kapitalakkumulation unterworfene System zu überwinden (vgl. S. 137). Alfred Auer

Mattick,Paul: Business as Usual.Krise und Scheitern des Kapitalismus. Hamburg: Ed. Nautilus, 2012. 153 S., € 7,90 [D], 8,20 [A], sFr 11,10 ; ISBN 978-3-89401-754-5