Die Auslandsverschuldung Afrikas beträgt ca. 260 Mrd., der Kapitalfluss in den Norden pro Jahr ca. 560 Mrd. US-Dollar. Dies sind nur zwei einer Fülle von Krisen- und Problemsymptomen, die sich in der Vielfalt der hier zusammengestellten Aufsätze wiederspiegeln. Dem faktenreichen Spektrum des Bandes in einer Rezension auch nur annähernd gerecht zu werden ist unmöglich, es bleibt der verkürzte Blick auf Teilansichten. Als Grundtenor kommt die andauernde Ausbeutung, Demütigung und Bevormundung durch den Norden zum Ausdruck. Nach langer Zeit der Duldung regt sich zunehmend Widerstand. So verlangt z. B. die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) 1991 die Wiedergutmachung für Jahrhunderte der Versklavung. Henning Heske, Redaktionsleiter der· Zeitschrift "ökozidjournal ", fordert die Abkehr vom euro- und anthropozentrischen Ansatz der Entwicklungsforschung und die Einführung einer ökozentrischen Perspektive. Der Blick auf über 230 Entwicklungsprojekte im Wert von zwei Mrd. US-Dollar durch Abreha Aseffa (Berater für Entwicklungsökonomie) zeigt, dass nur 2 als nicht "schändlich" bis "verheerend " einzustufen sind. Notwendig wäre s. E. die Ablösung des kapitalistischen Systems durch eine soziale Ordnung, die die menschlichen Grundbedürfnisse erfüllt und die Umwelt bewahrt. Weitere Themen sind das Internationale Frauennetzwerk „Development with Women for a New Era" (DAWN), die Rohstoffproblematik (erläutert an Beispielen u.a. aus Botswana, Namibia, Nigeria, Niger) sowie der 1990 erstellte Greenpeace-Müllexportbericht. Ansätze zur Überwindung der Landwirtschaftskrise sind in einem Abschnitt zusammengefasst. Dabei werden die Machenschaften des größten Agrarproduzenten Afrikas (Lohnrho). die Folgen der kolonialen Landpolitik in Namibia oder das Desaster der Entwicklungspolitik in der Sahelzone beschrieben. Das abschließende Kapitel beschäftigt sich mit der Vernichtung des Regenwaldes in Kamerun und Zaire. Als erster Schritt dagegen wird der Verzicht auf die Nutzung von Tropenholz und anderer Rohstoffe genannt. Allen Katastrophenmeldungen zum Trotz gibt es aber auch hoffnungsvolle Projekte einer "nachhaltigen Entwicklung", die hier aber zu wenig Raum finden. Alfred Auer
Afrika - der vergessene Kontinent? Zwischen selektiver Weltmarktintegration und ökologischen Katastrophen. Hrsg. v. Werena Rosenke ... Münster: unrast-Verl., 1991. 2575., DM 19,80 I sFr 16,80 I öS 154,40
