Über Kaffee und Fairtrade

Ausgabe: 1992 | 4

Die Weichen sind gestellt. Der von alternativen Dritte Welt-Handelsorganisationen ins Leben gerufene Verein „Transfair International" hat ein europäisches Gütesiegel für Produkte ausgearbeitet, das in Lizenz an Dritte-Weltimporteure für Waren vergeben wird, die bei empfohlenen Produzentengruppen und Genossenschaften zu adäquaten Preisen eingekauft werden. Das Gütesiegel soll Käuferlnnen befähigen, Waren aus gerecht(er)em Handel unabhängig von der Produktmarke oder dem Vertriebsweg zu identifizieren. Aufgabe der nationalen Transfair-Vereine ist es, die Vergabe des Gütesiegels zu koordinieren und ihre Einhaltung zu kontrollieren. Als erstes Versuchsprodukt, so die Autorin, dient der Kaffee, dem nach dem Erdöl zweitwichtigsten Rohstoffgeschäft der Welt. Während der Weltpreis für Kaffee in den letzten Jahren rapide gesunken ist, kaufen alternative Dritte Welt-Handelsorganisationen in biologischem Anbau gewonnenen Kaffee direkt von Genossenschaften zu Preisen, die etwa das Doppelte des üblich bezahlten ausmachen. Dieser bislang nur in Dritte-Weltläden angebotene "alternative Kaffee" soll nun auch in Supermärkte gebracht werden, um seinen Absatz auszuweiten. Das Pro und Contra in der entwicklungspolitischen Diskussion zu diesem Schritt erörtert der zweite Teil des vorliegenden Artikels. Übergeordnetes politisches Ziel bleibt freilich das Wiederzustandekommen des 1989 zusammengebrochenen Internationalen Kaffeeabkommens zwischen Anbau- und Verbraucherländern, das über 25 Jahre lang den Markt einigermaßen reguliert hatte. H. H.

Pilz, Brigitte: "Einen fairen Mokka, bitte!" In: Südwind. Entwicklungspolitisches Magazin. 1992, Nr. 11