US-Elektrizitätswirtschaft und Strategien der Energiepolitik

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Ist von der Elektrizitätswirtschaft die Rede, sind Superlativen die adäquatesten Umschreibungen. Die Herstellung und Distribution von Strom zählt mit geschätzten jährlichen Einnahmen von mehr als 800 Mia. Dollar zu den größten Industriezweigen der Welt. Kraftwerke sind mit die größten, aber auch teuersten technischen Anlagen überhaupt und sind weltweit die größten Verbraucher fossiler Brennstoffe (Kohle), die wiederum für 30 % der Kohlendioxid-Abgabe in die Atmosphäre verantwortlich zeichnen. Christopher Flavin, Vizepräsident der Forschungsabteilung des Worldwatch Instituts und Nicholas Lenssen, Forscher am selben Institut, beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft in den USA.

Nach einem geschichtlichen Rückblick wird v. a. die Notwendigkeit des Wandels der Branche in moderne Dienstleistungsunternehmen herausgestellt. Erste Ansätze hinsichtlich der Verbesserung der Energieausnutzung, der Dezentralisierung und generell zum Energiesparen werden genannt. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das nachfrageorientierte Management und die "Negawatt-Politik" des Energiesparens. Zur Verblüffung der Monopolisten zeigt sich auch, daß die unabhängigen Stromproduzenten immer wieder in der Lage sind, kleinere und sehr viel billilgere Anlagen mit einem höheren Effektivitätsgrad zu errichten. Das Potential sei aber, so die Autoren, bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Revolutionäre Technologien wie Brennstoffzellen werden ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten wie finanzielle Anreize (Steuervergünstigungen, Abschreibungskonditionen).

In 30 US-Bundesstaaten wurden die Stromkonzerne aufgefordert, ihre Energiequellen in Zukunft breiter zu fächern und dabei das "integrated resource planning" anzuwenden, das alle Ausgaben und Einnahmen berücksichtigt, einschließlich der durch Umweltschutz bedingten. Im Anhang wird die Situation in Deutschland im Vergleich zu den USA besprochen. Dabei fällt u. a. auf, daß hierzulande Dezentralisierung der Stromerzeugung kaum Thema ist. Zwar ist der Energieverbrauch seit 1987 rückläufig, aber immer noch decken 9 Unternehmen in der Verbundgesellschaft 90 % des Bedarfs.

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Flavin, Christopher; Lenssen, Nicholas: Strategien der Energiepolitik. Blaupausen für nachhaltige Technologien. Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verl., 1995. 104 S. (Worldwatch Paper; 12) DM/sFr 18,80 / öS 147