Matthias Horx

15 ½ Regeln für die Zukunft

Ausgabe: 2020 | 2
15 ½ Regeln für die Zukunft

Matthias Horx gilt als der Megatrend-Guru, für viele ist er der Schaumschläger in der Zukunftsbranche. Doch wer so denkt, sollte dieses Buch lesen – und einen anderen Horx kennenlernen. Horx hat Trends und Megatrends kommen und gehen sehen, hat etliche davon gehypt und dabei hin und wieder auch gehörig danebengegriffen. Aber er hat daraus seine Schlüsse gezogen und hat sich gelöst vom Trendhyping. Seine erste Zukunftsregel lautet denn auch: „Hüte dich vor Future Bullshit“, was sich durchaus selbstkritisch verstehen lässt. So verwundert es auch nicht, dass Horx sich heute auch nicht mehr für Trends, Megatrends oder Zukunftsszenarien interessiert. Sein Interesse gilt der Metaebene hinter den Zukunftstrends. Den dahinterliegenden Mustern: wie Menschen über Zukunft denken. Denn über Zukunft nachzudenken, gehört zur Conditio humana, ist zutiefst menschlich: „Menschen sind Zukunftswesen.“ (S. 11)

Die Mehrzahl von Horx’ Zukunftsregeln rühren dann auch an die inneren Bilder, entlang derer Menschen Zukunft konstruieren. Dem verbreiteten Denken in linearen Entwicklungen setzt der Autor ein dialektisches und ein zyklisches Bild entgegen: „Jeder Trend erzeugt einen Gegentrend“  und „Das Alte kommt immer wieder – und erneuert sich dabei selbst“ (S. 31ff.) lauten Zukunftsregel zwei und drei. So entsteht ein Gegenbild zum Trend als rein gradliniger Zukunftsbetrachtung – denn Trends sind ja nichts anderes als Extrapolationen gegenwärtiger Entwicklungen in die Zukunft. Die aber entstehe anders, sagt Horx: „Die Zukunft entsteht nicht in geraden Linien, sondern in Schleifen und Spiralen.“ (S. 80) Und es gibt Verzögerungen im Zukunftsdenken: „Alle erwarteten Zukünfte kommen später, als man denkt.“ (S. 59) Nicht zuletzt kehrt sich mitunter die Denkrichtung um: „aus der Zukunft heraus denken“, nennt das der Autor. Und meint damit, sich vorzustellen, wie ein Problem sich auflöst, wenn wir unseren Denkrahmen verändern. Stichwort Reframing. Diese neunte Regel weist dann auch schon den Weg zu Nummer 15 ½: „Zukunft ist eine Entscheidung“ (S. 331ff.). Nichts kann neu werden, so der Autor ganz abgeklärt, wenn wir uns nicht selbst erneuern“ (S. 335). Horx hat eine Fülle von Gedanken, Zitaten und Beispielen zum Thema Zukunft zusammengetragen. Man muss nicht alles teilen, kann manches anzweifeln, aber was dieses Buch spannend macht, das ist die Fülle an Perspektiven auf Zukunft, die es bereithält.