Lexikon Rüstung, Frieden, Sicherheit

Ausgabe: 1987 | 3

 Die Tatsache, dass ein atomarer Krieg - ob gewollt provoziert oder irrtümlich ausgelöst keinen Sieger kennt, sondern nur Verlierer, oder anders formuliert, dass die »gemeinsame Unsicherheit uns alle ohne jeden Unterschied betrifft bzw. gemeinsame Sicherheit unser aller Interesse sein muss«, fordert »uns alle auf, uns sachkundig in Fragen von Militär und Rüstung, Kriegsgefahr und Kriegsverhütung, Frieden und Sicherheit zu machen«. (E. Bahr) Das vorliegende Lexikon versteht sich hierfür als Hilfsmittel. In gut siebzig Beiträgen wird in präziser, dichter und verständlicher Form über die im Titel genannten Themenbereiche informiert. Waffensysteme und Militärstrategien (von »Air Land Battle« bis SDl), sicherheitspolitische Konzepte wie »Abschreckung«, »Friedliche Koexistenz«, »Gemeinsame Sicherheit«, aber auch Abrüstungsverträge und politische Begebenheiten werden dargestellt. Forderungen und Positionen der Friedensbewegung, Ergebnisse der Rüstungsforschung und deren Bereiche (»-dynamik«, »-industrie«, »-konversion«) stehen neben Begriffsbestimmungen der Konfliktforschung. Neben Definitionen allgemeiner Begriffe (»Friede«, »Krieg«, »Sicherheit«) finden sich Spezifika wie »Verifikation« und »Vertrauensbildende Maßnahmen«. Zusammengestellt wurde das Lexikon am »lnstitut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg«, dessen stellvertretender wissenschaftlicher Direktor der Herausgeber ist, und dem auch die Mehrzahl der 23 Co-Autor/innen angehören. (Egon Bahr ist Leiter dieses Instituts.)  

Fundierte Forschung ist angesichts der Komplexität wie der Wichtigkeit des Themas unabdingbar. Doch ebenso wichtig ist die adäquate Weitergabe der Forschungsergebnisse an die Handlungsträger und an die betroffene Öffentlichkeit. Desinformiertheit resultiert nicht immer daraus, dass es keine Informationen gibt - auch der Umfang der Friedensliteratur nimmt ständig zu -, sie resultiert sehr oft aus einer mangelhaften Aufbereitung und Auswahl dieser Materialien. Das vorliegende Lexikon, das aktuelle, internationale Daten verarbeitet und sich an der „kritischen“ Friedensforschung orientiert, ist der gelungene Versuch einer Zusammenstellung wichtiger Grundinformationen, die zur Klärung des Begriff-Wirr-Warrs in der sicherheitspolitischen Diskussion beitragen und differenzierte friedenspolitische Arbeit unterstützen können. Das Buch ist konzipiert als handliches Nachschlagewerk. Die essayistischen Abhandlungen erlauben aber auch dem „Laien“ ein erstes Eindringen in spezifische Fragestellungen, das insbesondere durch zusammenhängende Lektüre einander ergänzender Abschnitte an Dichte und didaktischem Wert gewinnt. Weiterführende Literaturangaben ermöglichen die fundierte Beschäftigung mit dem Thema. Das Lexikon richtet sich nicht nur an Friedensaktivisten, sondern auch an Entscheidungsträger in Politik und Militär, an Journalisten und Lehrer, an all jene, denen die sachkundige Teilhabe an der friedenspolitischen Diskussion am Herzen liegt.

Lexikon Rüstung, Frieden, Sicherheit. Hrsg. v. Dieter S. Lutz. Mit einer Einleitung von Egon Bahr. München; Beck, 1987,368 S. (Beck'sche Reihe; 323)