Umweltschützer unterstützen Stammesvölker

Ausgabe: 1989 | 1

Dieser vierte "Ökozid-Band" des "Instituts für Ökologie und angewandte Ethnologie" beschäftigt sich mit der bisher wenig beachteten ethno-ökologischen Forschung und Praxis. Im Einzelnen befassen sich die Beiträge mit Themen der Aktionsethnologie, Aktionsökologie sowie mit Action Anthropology. Es zeichnet sich demnach eine neue Tendenz weg von der teilnehmenden Beobachtung und Schreibtischforschung ab. Unmittelbares Eingreifen ist gefragt. Dieser Aktionismus wird am Beispiel des Schweizer Ethnologen Bruno Manser gezeigt, der mit Blasrohr und Barrikaden zusammen mit den Indianern die Holzkonzerne am Abtransport der Urwaldriesen hindert. Indem Ethnologen selbst den Widerstand der Ureinwohner organisieren, signalisieren sie eine neue Richtung der Forschung, ein ethno- und aktionsökologisches Engagement, das sich in den Dienst komplexer Lebensgemeinschaften stellt. In diesem Sinn kritisiert Claus Euler in seinem Beitrag das jüngst in Mode geratene Tauschgeschäft Schuldenerlaß gegen Naturschutz. Für ihn heißt das in erster Linie Fortsetzung des Einflusses und noch mehr Kontrolle durch interessierte Machteliten. Seine provozierenden Thesen wenden sich gegen künstliche "Biosphäre-Reservate", denn "nur mit und durch die Bewohner der Wälder ist diese so wichtige topographische Region zu retten". Das hier beschriebene ethno- und aktionsökologische Engagement könnte die in der Einleitung postulierte Alternative darstellen, die lautet "Nicht mehr der ,Mensch' steht im Mittelpunkt der Schöpfung und des wissenschaftlichen Interesses, sondern die vom Ökozid bedrohte ,belebte und unbelebte Natur'." Erwähnenswert ist noch das interessante Vorwort von Al Imfeld, der versucht, "ein Klima der Entkolonialisierung" zu schaffen. Verwiesen sei an dieser Stelle noch auf die-vom "Institut für Ökologie und angewandte Ethnologie" im deutschsprachigen Raum vertriebene Zeitschrift „Himal: For Developmem and Environment", die sich mit Problemen der Himalaya-Region auseinandersetzt.

Die neuen "Wilden". Umweltschützer unterstützen Stammesvölker. Theorie und Praxis der Ethno-Ökologie. Peter E. Stüben (Hrsg.). Giessen: Focus, 1988.247 S. (Ökozid; 4)