Dass ökologische Katastrophen auf die Menschheit zukommen ist sicher - trotz aller kollektiven Anstrengungen, dies zu verdrängen. Wie ist es dazu gekommen, dass der Mensch seinen Planeten in einer Weise gefährden konnte, wie wir es heute erleben? Und hat in Anbetracht dieser Situation die Idee des Fortschritts noch einen Sinn? Hösle gibt in fünf Vorträgen, die er 1990 vor der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Moskau gehalten hat, Antworten auf diese Fragen, indem er die Fehlentwicklungen nennt, die in die Krise führen - dabei versucht, sie bis auf die kulturellen und politischen Wurzeln zurückzuführen - und zu einem radikalen Umdenken aufruft. Politische und wirtschaftspolitische Maßnahmen allein können die ökologische Krise sicher nicht bewältigen: Zwar wird gute Politik diejenige sein, die die natürlichen Grundlagen unserer Lebenswelt global sichert, das Verhältnis von Mensch und Natur muss jedoch anders bestimmt werden als bisher: Ziel ist eine Naturphilosophie, die die Autonomie der Vernunft mit der eigenständigen Würde der Natur verbindet. Ethische Konsequenz wäre auch, nicht die Frage zu stellen: Ist das machbar, sondern auch: Ist es sinnvoll, dies zu machen? Dass die Vorträge für sowjetisches Publikum verfasst wurden, ist unter Bezugnahme auf die aktuelle politische Situation dieses Landes eine interessante Bereicherung.
Hösle, Vittorio: Philosophie der ökologischen Krise. Moskauer Vorträge. München: Beck, 1991. 151 5., DM 16,801sFr 14,20 / öS 131