Klimawandel und Biodiversität

Ausgabe: 2013 | 4

Die Vielfalt von Ökosystemen und Arten ist durch vielfältige, auch menschengemachte Einflüsse bedroht. Der Verlust der Artenvielfalt infolge des Klimawandels gilt als eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte. Ziel der Herausgeber dieses Statusberichts ist es, die aktuellen Erkenntnisse aus der Klima-, der Klimafolgen- sowie der Biodiversitätsforschung aus zahlreichen Disziplinen zusammenzuführen sowie einen umfassenden Einblick in die Auswirkungen des Klimawandels auf Biodiversität, Ökosysteme und Ökosystemdienstleistungen in Deutschland zu ermöglichen, um so Grundlagen für wissensbasiertes Handeln zu liefern. Dazu liefern die AutorInnen eine Fülle brisanter Daten (vgl. etwa S. 413f.)

 

Die Herausgeber dieser bislang wohl umfangreichsten Zusammenstellung zum Thema verfolgen einen interdisziplinären Ansatz, der mehr als 110 AutorInnen versammelt und alle relevanten Fachbereiche von der Klimatologie über die Biologie, die Bodenkunde und Forstwirtschaft bis hin zur Medizin und Soziologie einbezieht. Dabei werden umfassend etwa Auswirkungen auf das Grundwasser, auf limnische und marine Lebensräume, auf Böden, auf landwirtschaftlich genutzte Flächen ebenso untersucht wie auf geschützte und schutzwürdige Arten, auf urban-industrielle Lebensräume sowie auf die Gesundheit. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit „Anpassung und Mitigation [aktive Verringerung der Treibhausgasemissionen, Anm. d. Red.] - Zielkonflikte und Synergien mit Biodiversität und Naturschutzzielen“ sowie mit der „gesellschaftlichen Wahrnehmung von Klima- und Biodiversitätswandel“.

 

Schließlich werden Handlungsstrategien formuliert, die vor allem eine Integration von Klimapolitik, Naturschutzpolitik und weiteren sektoralen Politiken im Sinne einer nachhaltigen Landnutzung in den Blick nehmen. „Wichtige Instrumente der Umsetzung liegen im Bereich der Landschafts- und Raumordnungsplanung, der Integration von Klimasensibilität in existierenden Prüfverfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung) und der konsequenten In-Wert-Setzung von ökosystemaren Dienstleistungen.“ (S. 417f.) Unbestreitbar gelten die internationalen Abkommen als unverzichtbar, selbst wenn bei der Umsetzung viele Kompromisse eingegangen werden müssen. Verbesserungswürdig sei in vielen Bereichen auch das Verständnis der komplexen Ökosysteminteraktionen. Dazu gelte es auch, die Akteure und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft noch besser zu vernetzen.

 

Interessenskonflikte zwischen Klima- und Naturschutz seien allerdings, so die Herausgeber, vorprogrammiert. „Die Energiewende, verbunden mit erheblichen Infrastrukturmaßnahmen wie dem Neubau von konventionellen Kraftwerken, Pumpspeicherkraftwerken, Fernleitungsnetzen, Photovol- taik-, Windkraft- und Biogasanlagen sowie die Nutzung von Biokraftstoffen sind aktuelle Beispiele dafür.“ (S. 419) Gerade deshalb gelte es, das Klimaschutzprogramm und die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung sowie nationale und regionale Anpassungsstrategien im Sinne einer synergetischen Zielerreichung zusammenzuführen. Wer sich näher mit der Thematik auseinandersetzen will, dem sei das Buch bzw. die ausführliche Rezension von Udo E. Simonis unter www.sonnenseite.com empfohlen. Alfred Auer

 

Klimawandel und Biodiversität. Folgen für Deutschland. Hrsg. v . Volker Mosbrugger …

Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 2012. 432 S.,

€ 69,90 [D], 72,- [A], sFr 97,90

ISBN 978-3-534-25235-0