In der Gegenwart sieht sich die öffentliche Verwaltung mit neuen Aufgaben konfrontiert, denen mit bürokratischer Routine nicht beizukommen ist. Zunehmend wird sie aufgefordert, vorauszudenken, unerwünschte Vorgänge zu verhindern und neue Handlungsmuster anzubieten. Kurz: Die Bürokratie ist mehr und mehr aufgerufen, unbürokratisch zu handeln. In welchem Maß sie dieser Forderung gerecht werden kann, ohne dabei ihre eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen, ist Thema dieser Studie. Im ersten Teil werden Strategien zur Bewältigung neuartiger Aufgaben umfassend diskutiert, wobei insbesondere Antworten auf großflächige Gefahren (etwa nach Tschernobyl) und »schleichende Katastrophen« (Waldsterben, AIDS) in Theorie und Praxis ausführlich erörtert werden. Neben einer verstärkten Information der Bevölkerung setzt man vor allem auch auf die Verbesserung des »Wissenstransfers« zwischen Verwaltung und Forschung. Die vielfältigen, und vielfach auch verdeckten Restriktionen gegen die Einrichtung technischer, vor allem aber auch gesellschaftlicher Frühwarnsysteme und die vermehrte Einbindung der öffentlichen Meinung in die Entscheidungsprozesse sind weitere, kontroversiell behandelte Punkte. Inwieweit die neuen Anforderungen durch innovative Informationsverarbeitung, z.B. den Einsatz elektronischer Medien, gemeistert werden können, ist Gegenstand des zweiten Abschnitts. Verwaltungstechnischen Strategien zu r Motivationssteigerung von Beamten und grundlegenden Fragen der Leistungssteigerung der öffentlichen Verwaltung sowie- Möglichkeiten der Erneuerung der Verwaltungsführung und Personalsteuerung sind die weiteren Beiträge gewidmet.
Zweifelsohne kommt der öffentlichen Verwaltung bei der Lösung neuer, vielfach unvorhersehbarer Aufgaben eine zentrale Bedeutung zu. Man wird gerechterweise allerdings nicht erwarten dürfen, dass die Bürokratie, deren Beharrungsvermögen (nicht erst seit Parkinson) ohnehin sprichwörtlich ist, von sich aus allen Anforderungen gerecht wird. Neue Formen der Kooperation mit Außenstehenden bis hin zum persönlichen Engagement des einzelnen werden darüber entscheiden, ob Handlungsmuster für die Aufgaben der Zukunft gefunden werden. Zumindest aber darf erwartet werden, dass auch die Verwaltung auf neue Probleme und Aufgaben nach ihren Möglichkeiten angemessen reagiert. Voraussetzung dafür ist, nicht nur das Innovationspotential auszuloten, sondern zugleich die Handlungsgrenzen der Bürokratie abzustecken. Führungskräften aus Politik und Administration sei dieser Bericht nachdrücklich empfohlen.
Herausforderungen an die Innovationskraft der Verwaltung. Referate, Berichte, Stellungnahmen und Diskussionsergebnisse der Verwaltungswissenschaftlichen Arbeitstagung des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer u. 8.-10. Oktober 1986. Hrsg. v. Carl Böhret (u.a.). Opladen: Westdeutscher Verl., 1987. 643 S.